DAS JAHR GEHT … Jahresendgedicht 2022

IM KUSS DES LICHTS 2023, Heidrun Adriana Bomke

Liebe Leserinnen und liebe Leser meines Blogs!

Mit dem Gedicht DAS JAHR GEHT, gerade eben entstanden, bedanke ich mich für eure Treue. Ich hoffe, dass mein “Lebensreiseblog” zu Innehalten, Freude und eigener Kreativität inspiriert hat und es mit diesem Gedicht heute auch tut. Ich wünsche allen einen dankbaren Abschied des Jahres 2022 sowie ein heiteres Beginnen des neuen Jahres 2023!
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Eure Heidrun Adriana Bomke 🙏 Dichterin & Lebensreisebegleiterin, 31.12.2022

DAS JAHR GEHT

Das Jahr es geht.

Es legt sich
so scheint mir
langsam auf den stillen Grund
wo alles ruht.

Mein Lauschen in die letzte Nacht.
Ein Käuzchen hält gemeinsam mit mir Wacht.
Sein Ruf.
Ich hör ihn wie ein langes Flehn:
Das Jahr es mag nun wahrhaft gehen.

Wie jedes Jahr wird es dies tun.
Das ist der Weltenlauf.
Ein Wind erhebt sich kraftvoll schon
Das Leben hört nicht auf!

Es ist das Jahr wo mir das Herz
gar manchmal ward ganz wund.
Das Jahr wo meine Tränen fielen
fielen auf den tiefen tiefen Grund.

Die Wunde heilt.
Sie heilt wie alles heilt
vom Hohen Lied der Liebe
das uns klingt aus heller Weltentiefe.

Das Jahr es geht.
Es legt sich
so scheint mir
langsam auf den stillen Grund
der alles nimmt der alles gibt.

Das ist die alte alte Kund.

© Heidrun Adriana Bomke

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Fast ein sizilianischer Morgen oder Spaziergang an der Havel

Havel, Heidrun Adriana Bomke

Samstag, 18.9.2021, 11 Uhr

Fast ein sizilianischer Morgen oder Spaziergang an der Havel

Samstagmorgen. Ein Septembermorgen. Ich wache früh auf. Um 7 Uhr gehe ich aus dem Haus zum Spaziergang an der Havel. Immer am Wasser entlang bis zum kleinen Hafen in Kladow möchte ich spazieren. Drei Kilometer oder vier in der frischgrauen Morgenluft. Gestern blieb mein Rad über Nacht dort, da ich nicht mehr zurückkam, jedenfalls nicht auf dem Wasserweg. Letzte Fähre in Wannsee war weg. Also ging es mit der S-Bahn wieder nach Charlottenburg, von dort mit dem Bus X34 bis zum Breitehornweg. Einen Bogen gefahren. Gut geschlafen und wieder aufgewacht.

Nun soll mein weißes Damenrad nicht zu lange warten. Wir sind jeden Tag miteinander unterwegs. Ich laufe also froh vor mich hin. Hier an der Havel. Nicht mehr am Meer … Immerhin Wasser, algengrün am Rand, das man es in Scheiben schneiden könnte und irrsinnige Gebilde ihre Grimassen ziehen. Es schwappt so hin und her und rechts neben mir die vielen kleinen Gartenpieperlauben der Berliner mit duftenden Rosen und Hundsrosen und Dahlien und überhaupt mag ich diesen Gartenwasserweg. Ich komme an die Stelle mit dem weiten Blick.

Aaaahhhhhhhhhhhhhh ………………….! Warum ist mir auch immer so enge ………………………!

Hier öffnet sich das Lebenstor und mein Herz hüpft ins Weite. Fast jeden Morgen halte ich hier an und spüre mich ins Lebendige … Wenn es solche Orte nicht gäbe … wäre ich schon wieder hier weg. Doch es gibt sie. Sie finden mich. Die Natur ist meine Begleiterin oder ich bin ihre stetige Besucherin. So sind wir jetzt eben hier. Jedenfalls für ein Weilchen. Seit zwei Jahren habe ich meine Zelte an der Havel aufgeschlagen, am Fluss im Südwesten Berlins. Ein Fluss ist kein Meer. Doch immerhin etwas Fließendes mit Möglichkeit zum Plätschern.

Zum plätschernden Leben, das mir gegeben …
Also gehe ich weiter. Setze mich nach einem Weilchen auf einen Baumstamm. Wie oft sehe ich Baumgestalten, die mich grüßen. Heute ist da der kleine Wegetroll mit dem verschmitzten Lachen. Und rechts oben der alte Gutspark und das schöne Gutshaus, wo mir der Kellner letztens erklärte, dass der Filterkaffee 3,10 € koste, weil ich ja nicht in irgendeiner Berliner Seitenstraße wäre. Das habe ich natürlich eingesehen! Schon bin ich in der Imchenallee, wo ich für sieben Monate erlebte so manches Weh … doch das ist vergangen und vor einem Jahr hat etwas Neues angefangen. Ich grüße Mascha, Mascha Kaleko, der hier ein Weg gewidmet. Sie war viele Sommer in Kladow, eh sie das Land verließ, weil es hier nicht mehr lebbar war für sie. Naja. Sie hat recht, die große Dichterin: Manchmal sollte man seine Sieben Sachen Fortrollen aus diesen glatten Geleisen … Ich rolle für heute weiter zu meinem Ziel, dem kleinen Hafen von Kladow und setze mich auf eine morgentaufrische Banke. Betrachte die Havel, die hier Wannsee heißt und die Vogelwelt vor mir und mittendrin. Gänse und ihre nun schon großen Jungvögel. Und da kommen von der Vogelinsel gegenüber Schwäne geschwommen. Ein weißer Mutterschwan wohl und vier graue, schon große Jungschwäne. Sie kommen gemeinsam und kurz vor dem Ufer trennen sie sich. Der weiße Schwan dreht nach links ab, ruft etwas. Es ist wie ein abweisendes Grunzen. Die Jungen schwimmen nach rechts weg und piepsen sich eins. Und wie einer da sein Federkleid hebt, da sehe ich es: es ist ganz weiß darunter ! Sie sind schon da, die weißen Federn und werden bald zum Vorschein kommen. So manch geheimnisvoll Verborgenes kommt ans Licht. Auch hier. So schwimmen sie davon und wissen nichts davon, wie sie aussehen. Es erscheint mir wie ein Flüggewerden. Eine Generalprobe. Als ich schon am herbstnassen Tisch sitze im Freien, bei „Emma“ oder wie das heißt, vielleicht auch „Otto“, da ist die Schwänin schon fast wieder bei ihrer jungen Grauschwanjugendgang und ruft sie zur Räson. Nur nicht zu flügge!

Havel,Kladow,Heidrun Adriana Bomke
Schwan am Havelufer

Ich hingegen bekomme charmant mein Croissant mit Café Crema von einem Südländer. Das Gartenlokal hat noch gar nicht offen, erst um 9 Uhr. Doch das macht nichts. Voilà! 3,40€. Ich habe nur drei Euro klein, ansonsten 50. Va bene, tre Euro. Die kleinen Spatzen hüpfen auf dem Tisch um mich herum. Ein Krümelchen hier und eins dort.
Ciao ciao, ciao … Das hätte auch bei Peppe in der „Piccolo bar“ sein können in Punta Secca oder in Ortigia …!
Und mein Rad freut sich auch. Wir fahren los mit wunderbar italienischem Frühstück im Bauch.

Ortigia, syrakus, Heidrun Adriana Bomke
Frühstück in Ortigia an einem Regentag

Ferragosto – Heiliger Sommer am Ätna!

Heidrun Adriana Bomke · Blog

Ferragosto – Heiliger Sommer am Ätna!


Das ist ein Auszug aus meinem Hörbuch
“Übermut tut gut! Unterwegs in den Süden”

Noch heute, neun Jahre später, bin ich begeistert von diesem intuitiven Erleben zu Ferragosto, dem hohen Sommerfest auf Sizilien. Oh, wie gerne wäre ich wieder da!

Heidrun Adriana Bomke-Ätna-Blog
Dreifaltige Göttin

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich erzähle voller Staunen und aus dem Augenblick heraus von einem Hochsommerabend am Vulkan Ätna, wo ich lange lebte. Die Zeit um Ferragasto am 15. August ist immer ein Höhepunkt im sizilianischen Leben. Das tägliche Leben ruht und man feiert den Sommer! Ziemlich genial.
Diese Erfahrung am 14.8.12 hat sich mir ins Fleisch geschrieben. Auch was es heißt:

DER EIGENEN INTUITION FOLGEN – VERTRAUE IN DEN EIGENEN WEG!

Ätna-Heidrun Adriana Bomke

Und Sie – kennen Sie das? Schreiben Sie gleich einen Text:

Wie ich meiner Intuition gefolgt bin!

Ich gebe Ihnen noch mein Schreibmotto mit auf den Weg:

Heidrun Adriana Bomke-Hörbuch Übermut tut gutDIE BESTE ART ZU SCHREIBEN IST MIT DEN UREIGENEN WORTEN UND DIESE FLIEẞEN UNMITTELBAR AUS DEM HERZEN IN DIE HAND.

Viel Freude beim Schreiben!

[SPENDEN]

 

Mein feuriges Leben am Vulkan Ätna, 1. Teil

Ätnaausbruch April 2013_Heidrun Adriana Bomke

Mein feuriges Leben am Vulkan Ätna

Wie sagte heute meine Freundin Petra, die ich während meiner langen und sehr ungewöhnlichen Lebenszeit am Ätna von 2011-2017 kennenlernte: “Sie raucht aus vier Schloten! Das ist ein seltenes Schauspiel!” Petra wohnt seit drei Jahrzehnten unterhalb des Ätna. Dort trafen wir uns Ende 2011.

Ja, alle vier Hauptkrater des Vulkans Ätna auf Sizilien sind derzeit aktiv!

Und ich denke voller Freude, Ehrfurcht und Hingabe an diese so besondere, so kraftvolle Zeit, direkt unterhalb des Ätna Süd. Ganz im Weiten, direkt an der Lava, am Feuer des Vulkans, auf 1.400 m Höhe! Hier erzähle ich mit einer Episode aus meinem Hörbuch “Übermut tut gut” und Fotos davon.

“Der Ätna explodiert!”
Wie ich seine Ausbrüche 2013 erlebte.

Urfeuer des Ätna_Heidrun Adriana Bomke
Urfeuer des Ätna
Heidrun Adriana Bomke am Ätna
Ätnaausbruch April 2011
Ätnaausbruch, Heidrun Adriana Bomke
Ätnauasbruch am 011019
Adriana Bomke
Ätna-Heidrun Adriana Bomke
Maga Ätna

 

Ätnaausbruch und Knospen,Heidrun Adriana Bomke
Ätnaausbruch und Frühlingsknospen
Ätnaausbruch_Giardini Naxos
Von Giardini Naxos aus, wo einst- und erstmals die Griechen im 8. Jahrhundert vor Christus ankamen, da sah ich ihr zu, der Zauberin Ätna, am 1.10.19.
Heidrun Adriana Bomke

Heidrun Adriana Bomke, 5. März 2021 · Berlin

Der Tod und ich – Zum Totensonntag

Garnisonsfriedhof Berlin, Heidrun Adriana Bomke

Der Tod und ich

Ja, er ist da und er hat mich auch besucht. Wir sind schon lange im Gespräch. Fast täglich denke ich an ihn, spreche sogar mit ihm. Schreibe ihm. Der Tod ist mir vertraut. Ich kam schon mit ihm auf diese Welt. “Wir dachten, du bist tot.” Der Atem wurde mir doch geschenkt. Ich war vorbereitet. Seit Kindesbeinen geht er also mit mir. Wie er meine geliebte alte Tante mitnahm. Ganz ruhig. Sie ging hinweg und ist doch noch bei mir. Er kam auch zu mir durch die Todesanzeigen, die zur täglichen Familienlektüre gehörten. “O Schicksal, wie bist du so hart”. Damals lag noch ein kleines Erschrecken darin, wenn ich es hörte. “Hart”. Nein, das Wort gefiel mir nicht. Es klang sogar böse in meinen Ohren.

Heute ist es anders. Unerklärbar anders. Ich bin ihm freundlich gestimmt, dem Gevatter Tod.
Ja, ich vertraue ihm sogar.

Im Mai 2015 hat er mich heftig an sich erinnert. Wollte er mich rütteln? Und ich spürte, dass er schnell kommen kann und … dass er, dass “es” mich weit führen kann. Ganz ohne Schmerz, ins Weite. Ich verlor die Angst. Mein Blitzgedanke: “Jetzt tut es gleich ganz weh”. Nein, es war wie eine große Leere. Stille. Weite. Bevor ich wieder heftig ins Hier geschleudert wurde. Auf der Autobahn.

Meine Erfahrng bei einem schweren Unfall, der mich wieder ins Leben führte.

Der Tod und ich. Seitdem ist er in mir und ich nehme ihn auf Schritt und Tritt mit. Noch immer ins Licht. In das schöne große Leben! Leben und Tod sind in eins. Er hat mich demütiger gemacht und dankbarer, der Tod. Er hat mich weiter schauen lassen. Ich bin ihm dankbar dafür und öfter lächle ich ihm zu, wenn er hinter einem Baum vorschaut oder aus einem Stein grüßt oder in meinem Herzen klopft.

In dem nachfolgenden Auszug aus meinem Hörbuch “ÜBERMUT TUT GUT!” bin ich mit ihm unterwegs, habe ihn bereits im Gepäck, am 11. Mai 2015 in meinem Flugtagebuch.

Tod, Heidrun Adriana Bomke
Lavawegegeist

Wer kennt ihn nicht, den Gevatter Tod?

 

Gedankensplitter 2014
“Dann werde ich die Natur genießen, ohne Druck auch nur « irgendwas tun zu müssen ». Einfach da sein … ich atme mich jetzt schon dahin … und unterbreche dieses Leben immer wieder von der Hast zu tun. Hast. Nur ein Buchstabe genügt und es wird zu Rast.       16. Juli 2014, Contrada Monte Arso, Sizilien

© Heidrun Adriana Bomke, 22.11.2010, Berlin

Im Bordrestaurant des ICE

Heidrun Adriana Bomke

Nichts war mir in diesem Moment dringlicher, als in Ruhe im Bordrestaurant zu sitzen, etwas Kleines zu essen und zu trinken und aus dem Fenster zu schauen. Ich positionierte mich im Abschnitt C auf dem Bahnsteig in Eisenach und fand den letzten freien Tisch im Bordbistro des ICE nach Berlin.
Plums, ich ließ mich fallen. Rucksack unter den Tisch. Der charmante Herr am Nachbartisch lächelte mir zu. Meine blaue Jacke hängte ich noch an den Haken, suchte ein benutzbares WC und saß dann einfach so da. “Ich möchte einfach nur hier sitzen”. Der Satz von Loriot klang wieder einmal tief in in mir.

Zunächst kam der Kellner.

Ich besah das moderne Tischlämpchen, das ich als solches gar nicht identifiziert, käme nicht der Lichtschein heraus. Ach wie waren sie einmal schön, diese Plüschspeisewagen mit richtigen Tischlämpchen! Ich liebe alte Speisewagen, mit denen man durch Jahrhunderte fuhr. Sie sterben aus. Die Kellner auch. Ich blätterte in der Speisekarte. Erbsencremesuppe, oh ja. Nein, die haben wir heute nicht. Auch nicht die Tomatencremesuppe … Haben Sie Pommes? Ja. Dann die. Mit Majo. Va bene.

Der Zug fuhr langsam Richtung Erfurt.

Die Pommes standen vor mir.
Ein älterer Herr mit Anzug und eine Dame in der Nationalfarbe der Deutschen  – schwarz – auch.
Dürfen wir uns zu Ihnen setzen? Jaja.
Wer sagt auch Nein in einem solchen Moment?
Ich nicht und ich sollte meine Unaufrichtigkeit bereuen.
“Ach schau mal, die Drei Gleichen! … Weißt du noch … und ja dahinten, das ist doch die höchste Erhebung im Thüringer Wald, Insel oder so heißt das?
Ich sagte: Inselsberg.

Die Frau gehörte zur Gruppe der Vielredner, die unentwegt und ohne Luft zu holen reden.

Meine Oma pflegte zu sagen, dass man bei solchen Menschen den Mund extra zu Grabe tragen müsse. Sie sagte es nur noch deutlicher … und es wäre durchaus angebracht! Denn nun wechselte die Landschaftsbetrachtung zur Lebensbetrachtung. Und wie …

Das rechnet sich doch nicht!

Das ist nichts wert. Du musst das ausrechnen! Wenn ich noch 30 Jahre lebe, dann muss ich rechnen, wie lange meine Ersparnisse reichen. Genau so musst du es machen! Wenn ich bis 70 arbeite, habe ich eine Rente von 2100 €. Da komme ich hin. … Ja, dann kommt auch eine Terrasse ans Haus. Endlich!
Die Banken, neinnein, die sind ja nicht mehr verlässlich.
Doch der Baum, ja, der wächst ja zu hoch. Ich würde die Zeder kappen. Von oben nach unten.
Das ist doch aber meine CO2-Versorgung, wendet kurz der ältere Herr ein. Es geht ja um die Bio-Masse pro Jahr. Doch wenn der umfällt. Das ist so ein Ärger mit den Nachbarn. Die stören schon die Tannennadeln auf der Erde. Alles psycho. Und durch das Wurzelwerk geht es ins Fundament. …
Naja, du weißt ja, sie schläft nachts nicht und lässt immer das Licht an. Er kann es ab. Wie das?

Psychotische Verhältnisse!

In mir fängt es langsam an zu schreien. Schon länger wächst das Gefühl, dass es irgendwann an einer Stelle zu einem unkontrollierten Schrei kommt, aus meinem Mund. Ganz laut!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wir fahren langsam auf Leipzig zu. Zwischendurch noch die Litannei von der Braunkohle und irgendwas …
Ich sage im Stillen und ganz klar zu dieser Person:
Am besten, Sie sterben früher und möglichst bald. Dann brauchen Sie kein Geld mehr und haben keine Sorgen mit der Rente und den Nachbarn und den Bäumen und den Häusern und Banken und den Erinnerungen auch nicht.
Ist nicht so einfach, sagt sie gerade.
Nein, sage ich. Aber es geht, glauben Sie mir!

In Leipzig setze ich mich einen Tisch weiter im Bordrestaurant des ICE.

Ich bestelle mir noch einen Brownie und einen Espresso macchiato und schaue die weitere Fahrt aus dem Fenster und manchmal flüchtig in das Buch vor mir, das ich liebe. Wenn ich überlege, welche drei Bücher ich für immer behalten würde, dann gehörte dieses dazu.
Dort las ich die Sätze: “Heidegger hat gesagt, die Menschen wohnen im Haus der Sprache und die Sprache ist das ‘Haus des Seins’. … In unseren Wörtern führen wir die Welt mit uns.”

Ich war sprachlos und lauschte in mich hinein.

Heidrun Adriana Bomke · 24.2.20

Januartage

Elblichttor, Heidrun Adriana Bomke

An einem Januartag 2011, vielleicht war es der 22., ja, es könnte der 22. gewesen sein, traf ich eine Entscheidung. Keine unbedeutende. Vielleicht gibt es auch gar keine unbedeutenden Entscheidungen. Doch diese da, die vom 22.1.2011, war wohl bedeutsam. Man spricht auch über Entscheidungen von großer Tragweite. Ich entschied, als ich gelehnt an eine alte Hauswand in Hitzacker zu dem Haus schaute, in dem meine neue Wohnung hätte sein können, erst gar nicht hineinzugehen. Und auch nicht in eine andere Wohnung im Wendland. Ich entschied, keine Wohnung zu nehmen, als sich mein vorheriges Zuhause unwiederbringlich auflöste. Das entschied ich da, gelehnt an die Hauswand in einem Graunieselwetter, das mir sicher geholfen hat. Nein, sagte ich. Nein. Das fühlt sich nicht wahr an. Das trägt mich nicht, sagte etwas in mir. Und es fühlte sich gleichzeitig auch seltsam an. Wie ich da meine innere Stimme vernahm. Es irritierte mich – war ich verrückt, keine Wohnung nehmen? – und es war doch wahr. Ganz klar.
Falls ich mal ein Drehbuchscript schreibe, dann fange ich mit dieser Szene an: Eine Frau, Anfang 50, lehnt an einer Hauswand und trifft ganz still eine weittragende Entscheidung. Fühle ich in dieses Bild hinein, fließt ganz viel Kraft, wie selbstverständlich.

Ja, diese damalige Januar-Entscheidung von 2011 hat mich wahrhaft weit getragen!

Auf allen Ebenen. Bis zum Feuerberg Ätna auf Sizilien und bis tief in meine Schöpferkraft, die neu erwacht, als ich Anfang 50 bin.

Im Januar 2012 bin ich dann am Ätna. “Ankommen – Zwischen Ätna und Meer”, so heißt es in meinem Reisehörbuch “Übermut tut gut! Unterwegs in den Süden” für das Jahr 2012. Nur ein Jahr war vergangen. Von Januar zu Januar.

Was habe ich im Januar 2012 zu erzählen?

Von Vulkan, Orangen, einem Mann mit schönen Händen, dem so schönen Wetter, den stillen Ästen im kühlen Morgen … – hören Sie selbst!


Und dann gibt es noch viele Januare, immer wieder Januare. Den Januar 2015, da bin ich zeitweilig in einem Ferienhaus in Langendorf an der Elbe und träume von einem Vulkanausbruch – ganz viel Feuer! … und viele Januartage am sizilianischen Meer in 2016 und 2017.

Und nun hier, in Berlin-Kladow am 25. Januar 2020. Hier sitze ich in einem “Studio”, meinen jetzigen Dach über dem Kopf, schaue auf die Havel, die da irgendwo im Dunkel schleicht. Nicht weit weiß ich einen kleinen Hafen. Ich sitze an meinem Reiseschreibtisch und schreibe.

Und wo ich schreibe, da bin ich auch zuhause. In jedem Januar.

©Heidrun Adriana Bomke

Poesie des Lebens-Lebendig schreiben

Ein unerwartetes Geschenk

Schreibreisen nach Sizilien

Ein unerwartetes Geschenk

26.12.19, 9.10 Uhr, Punta Secca, Bar “Charlie Brown”

Ich spüre die wärmende Morgensonne im Rücken.
Ich sitze genau zwischen Ost und West. Mein Rücken zum Osten, wo der Leuchtturm steht, mein Blick zur Westküste von Punta Secca, wo Menschen stehen und auf das Meer schauen. Alle mit dunklen Jacken über dunklen Hosen. Nur ein Kind leuchtet mit einem gelben Pullover. Sie spielen, die Kinder, auf der Piazza zwischen der Casa Montalbano und dem Torre Scalambri.
Das Meer rauscht mit kleinen weißen Hüpfern an den Strand. Es hat sich beruhigt die letzte Nacht. Heute, am 2. Weihnachtstag, einem Neumondtag. Der Himmel ist von einem frischen, hellen Blau.

Ich bin so froh, hier in der Bar auf dem nackten Stuhl, bedeckt mit meinem Wolltuch ein paar Sätze gelesen zu haben. Ein paar Worte.

Worte, die mir so guttun. Die sind, wie ich bin.

In dieser Welt. Einer Welt, die oft so voller Tun und Heftigkeit, so voll von schweren Autos und anderen Krankheiten und alten und neuen Kriegen und Schrecken und Leistungen und weinenden Kindern in Einkaufsläden und eiligen Käufern und rauchenden Fingern und glitzernden Lippen und lamentierenden Mündern und analysierenden Gehirnen. Eine Welt am Rande. Manchmal sehe ich das so überdeutlich. Manchmal häufen sich die Augenblicke, die in mir hängenbleiben. Es geht mir durch Mark und Bein.

Ich las in einer Anthologie die kleine Geschichte von Czeslaw Milosz. “Erwacht”, so heißt sie. Ein paar Sätze nur. Eine kleine A6-Seite oder noch weniger. Fast hatte ich das Büchlein schon in die Ecke gepfeffert. Alle Augenblicksgeschichten, die dort versammelt, und für die Zeit zwischen den Jahren taugen sollten, führten in die Düsternis, in die Leere, genau in diese Welt, die wohl schon lange als Wirklichkeit verkauft und doch nicht die Wahrheit ist. Nein, sie waren nicht schön erzählt und sie hatten kein gutes Ende, diese Geschichten. Sie stimmten mich verdrießlich und ich war schon sauer auf mich, dass ich überhaupt dieses Büchlein gekauft. So viele viele Bücher sind verdrießliche Angelegenheiten. Jammertäler, in denen sich die Leser suhlen sollen, damit sie blind werden für das helle Leben.

Das waren die Worte, die so lesenswert:
“Es war ein derart überwältigendes und vollkommenes Glücksgefühl, dass alles in meinem Leben nur die Voraussetzung dafür gewesen war. Und dieses Glück hatte überhaupt keinen Grund …”

Ein Glück, das nichts ausgelöscht und doch alles aufgehoben. Ein Glück, das man wohl nur alleine erleben kann. Das fühlte ich sofort. Vielleicht, weil ich es kenne. Ein scheinbar völlig grundloses Glück.

Diese Nähe mit sich selbst. Mit mir. Diese Liebe, die in der Welt ist.

Ein völliges Aufgehobensein.
Ich hatte einmal geschrieben, in genau solch einem unerwartet glanzvollen Augenblick:

Im warmen Lächeln meiner Haut
atmet der Duft der Liebe.

Ich las genau das nun mit anderen Worten. Und fühlte es gleichzeitig. Genau so. Seelenverwandtschaft. Wahrheit der allgegenwärtigen Liebe. Welch unerwartetes Geschenk für mich! So wie der Autor am Ende der 9 Sätze, ja, es sind genau 9, schreibt: “Mir war klar, dass ich ein unerwartetes Geschenk erhalten hatte und ich konnte nicht fassen, warum mir diese Gnade zuteil geworden ist.”

Und nun mir als Leserin. Ich fasse es.

Ich reiße diese Seite aus dem Buch.

Ich werde sie in mein Buch mit den gesammelten Glückstexten aufnehmen, die mich zwischen Diesseits und Jenseits begleiten dürfen.

Es ist 9.35 Uhr in Punta Secca am Meer.

© Heidrun Adriana Bomke

Die weißen Kühe von Fambach oder Von einem heiligen Moment

Heidrun Adriana Bomke_Lebensreiseblog

Die weißen Kühe von Fambach oder Von einem heiligen Moment
Fambach am 14. August 2019

Als ich heute mit dem Fahrrad am Nachmittag um 15 Uhr aus Fambach, meinem Geburtsort, Richtung Heßles fuhr – am Waldrand und an Wiesen entlang, da waren sie plötzlich wieder da: die weißen Kühe.
Ich staunte und mein Herz lachte vor Freude! Ich spürte das Besondere des Augenblicks.

Ich stieg vom Fahrrad und sah sie so friedlich gegenüber am Wiesenhang. Die weißen Flecken unter noch grünen Eichen und Ahorn, im so satten grünen Gras. Gerade liefen sie nach oben. Waren an der Tränke gewesen. Ja, da waren sie wieder, die Mutterkühe mit ihren Jungen. Und wie die Kälbchen gewachsen sind!

Ich freute mich so sehr über den Anblick, dass mir wieder die Tränen über die Wangen liefen.

Wann war es gewesen, dass ich sie bei meinen Fahrradausflügen im Frühsommer gesehen?

Wohl Ende Mai. Damals blühte der Ginster und alles war hellgrün.

Heidrun Adriana Bomke_Lebensreiseblog
Mai in Fambach

Schon damals war ich tief berührt von diesem friedlichen unerwarteten Anblick. Auch dass sie so weiß waren. Hier in Thüringen.  Damals war ich Zeuge des Geborenwerdens geworden. Die kleinen Kälbchen waren erst wenige Tage alt. Dicht bei ihren Müttern. Und eines war wohl gerade geboren.

Heidrun Adriana Bomke_Lebensreiseblog

Fast heilig erschien mir das Bild.

Ich weiß noch, wie ich auch einen kleinen Schreck bekam. Ich sah vom Weg aus, etwa 10 m entfernt, eine Kuh liegen und einen großen Blutfleck auch und etwas entfernt ein kleines Wesen. Beide unbewegt. Lebten sie? Die Herde war hundert Meter entfernt. Die Kuh hatte sich wohl zur Geburt abseits begeben. Am nächsten Tag fuhr ich damals wieder hin. Und welcher Anblick bot sich mir! Alle Kühe und Kälbchen lagen dicht beieinander. Der Geburtsfleck war schon von der Sonne getrocknet. Manche Kälbchen liefen schon freudig umher. Die Kühe leckten ihre Jungen ab. Ich mache viele Fotos.

Es war für mich ein Bild des gebärenden, natürlichen und beschützten Lebens.
Alles geschah mit einer Selbstverständlichkeit. Einfach so.

Darin liegt wohl das Wunder der Lebendigkeit.

Das sie ist. Sein darf. „Man“ sie gewähren lässt. Es braucht keine Erlaubnis. Keine Gedanken. Sie genügt sich selbst. Geschieht ohne Ansage. Lesen Sie mehr »

Frei ! – Sommererlebnis

 

 

Das ist ein Auszug aus dem Hörbuch

Heidrun Adriana Bomke, Übermut tut gut! Hörbuch unterwegs in den Süden

EIN BESONDERS FREIES UND NATÜRLICHES SOMMERERLEBEN ! an der Südküste Siziliens, gemeinsam mit meiner Freundin Petra im Sommer 2012. Unvergesslich und essentiell für immer.

Heidrun Adriana Bomke

DIE SCHÖNE EINFACHHEIT DES SEINS!

Hier erfahren Sie mehr über das HÖRBUCH!

Heidrun Adriana Bomke · Poesie des LebensEinen frohen Sommer weiterhin,

 

Herzlichst
Heidrun Adriana Bomke, die Frau mit dem Übermut! – KONTAKT · TERMINE