26.12.19, 9.10 Uhr, Punta Secca, Bar “Charlie Brown”
Ich spüre die wärmende Morgensonne im Rücken.
Ich sitze genau zwischen Ost und West. Mein Rücken zum Osten, wo der Leuchtturm steht, mein Blick zur Westküste von Punta Secca, wo Menschen stehen und auf das Meer schauen. Alle mit dunklen Jacken über dunklen Hosen. Nur ein Kind leuchtet mit einem gelben Pullover. Sie spielen, die Kinder, auf der Piazza zwischen der Casa Montalbano und dem Torre Scalambri.
Das Meer rauscht mit kleinen weißen Hüpfern an den Strand. Es hat sich beruhigt die letzte Nacht. Heute, am 2. Weihnachtstag, einem Neumondtag. Der Himmel ist von einem frischen, hellen Blau.
Ich bin so froh, hier in der Bar auf dem nackten Stuhl, bedeckt mit meinem Wolltuch ein paar Sätze gelesen zu haben. Ein paar Worte.
Worte, die mir so guttun. Die sind, wie ich bin.
In dieser Welt. Einer Welt, die oft so voller Tun und Heftigkeit, so voll von schweren Autos und anderen Krankheiten und alten und neuen Kriegen und Schrecken und Leistungen und weinenden Kindern in Einkaufsläden und eiligen Käufern und rauchenden Fingern und glitzernden Lippen und lamentierenden Mündern und analysierenden Gehirnen. Eine Welt am Rande. Manchmal sehe ich das so überdeutlich. Manchmal häufen sich die Augenblicke, die in mir hängenbleiben. Es geht mir durch Mark und Bein.
Ich las in einer Anthologie die kleine Geschichte von Czeslaw Milosz. “Erwacht”, so heißt sie. Ein paar Sätze nur. Eine kleine A6-Seite oder noch weniger. Fast hatte ich das Büchlein schon in die Ecke gepfeffert. Alle Augenblicksgeschichten, die dort versammelt, und für die Zeit zwischen den Jahren taugen sollten, führten in die Düsternis, in die Leere, genau in diese Welt, die wohl schon lange als Wirklichkeit verkauft und doch nicht die Wahrheit ist. Nein, sie waren nicht schön erzählt und sie hatten kein gutes Ende, diese Geschichten. Sie stimmten mich verdrießlich und ich war schon sauer auf mich, dass ich überhaupt dieses Büchlein gekauft. So viele viele Bücher sind verdrießliche Angelegenheiten. Jammertäler, in denen sich die Leser suhlen sollen, damit sie blind werden für das helle Leben.
Das waren die Worte, die so lesenswert: “Es war ein derart überwältigendes und vollkommenes Glücksgefühl, dass alles in meinem Leben nur die Voraussetzung dafür gewesen war. Und dieses Glück hatte überhaupt keinen Grund …”
Ein Glück, das nichts ausgelöscht und doch alles aufgehoben. Ein Glück, das man wohl nur alleine erleben kann. Das fühlte ich sofort. Vielleicht, weil ich es kenne. Ein scheinbar völlig grundloses Glück.
Diese Nähe mit sich selbst. Mit mir. Diese Liebe, die in der Welt ist.
Ein völliges Aufgehobensein.
Ich hatte einmal geschrieben, in genau solch einem unerwartet glanzvollen Augenblick:
Im warmen Lächeln meiner Haut atmet der Duft der Liebe.
Ich las genau das nun mit anderen Worten. Und fühlte es gleichzeitig. Genau so. Seelenverwandtschaft. Wahrheit der allgegenwärtigen Liebe. Welch unerwartetes Geschenk für mich! So wie der Autor am Ende der 9 Sätze, ja, es sind genau 9, schreibt: “Mir war klar, dass ich ein unerwartetes Geschenk erhalten hatte und ich konnte nicht fassen, warum mir diese Gnade zuteil geworden ist.”
Und nun mir als Leserin. Ich fasse es.
Ich reiße diese Seite aus dem Buch.
Ich werde sie in mein Buch mit den gesammelten Glückstexten aufnehmen, die mich zwischen Diesseits und Jenseits begleiten dürfen.
Seit zwei Tagen bin ich wieder hier an der Südostküste Siziliens. Am Meeresfleckchen Punta Secca in der kleinsten der sizilianischen Provinzen, der Provinz von Ragusa. Seit zwei Jahren weile ich nach fünf Jahren am Vulkan Ätna öfter hier am Afrikanischen Meer, dem Canale di Sicilia. Schreibe und begleite Schreibgruppen unter dem Thema:
Sizilien und sich selbst entdecken, die ureigenen Worte wecken!
“Du zeigst, wie man Wandel leben kann, weil du es lebst!”
(Katrin, Ärztin aus Hamburg, Einzelschreibbegleitung Mai 2018)
So komme ich also heute, am 28. April 2019, wieder neu in Punta Secca an. Denn man kommt ja immer wieder anders an einem bekannten Ort an.
Ich gehe sehr früh aus meinem kleinen appartamento, das ich gemeinsam mit zwei Freunden und drei Hunden bewohne. Circa 100 Meter bis zum Meer, an den Weststrand des 200-Seelen-Ortes. Warm ist es, aber der Wind bläst – ein venticello, wie die Sizilianer sagen. Vor mir liegt das weite Meer, blau mit braunen Einsprengseln – es ist bewegt vom Sand. Am Horizont fährt ein Frachtschiff. Ich gehe, bekleidet wie eine Sizilianerin mit Jacke und Schal, durch den Sand in Richtung “Torre Scalambri”. Über allem, als Wahrzeichen von Punta Secca, der weiße Leuchtturm aus dem Jahre 1858. Er zeigt mit seinen Signalen den Schiffen den Weg.
Punta Secca, Weststrand
Der “Torre Scalambri” ist einer der vielen alten Befestigungstürme gegen die Angriffe der Piraten entlang der Südküste über die Jahrhunderte.
Für mich wird er diesen Morgen zum Früh-Cafe-Ort. Der Turm ist nämlich eine Bar mit weißen Tischen und Stühlen, geführt von den Schwestern Celia und Carmen. Die eine hat knallrote Haare im Pagenschnitt und dazu einen knallroten Mund. Die andere cappelli ricci, natürlich wild gelocktes Haar und ist ganz ohne Schminke. Ich freue mich spazierend schon auf die Morgenfrauen. Während ich so gehe, da kommt ein junger Mann mit einem sehr schönen Schäferhund. Sie drehen ihre Morgenrunde und er darf zu mir kommen, um gestreichelt zu werden. Igon, so heißt er. Ich freue mich immer an den Tieren und den Menschen, die sie so liebevoll behandeln. Igon hat wohl ein Morgenbad genommen.
Hier sollte man nicht baden. Es gibt viele Strömungen am Weststrand von Punta Secca.
Das sagten mir die Einheimischen. Ich schlendere, irgendwie bin ich müde. Die Nacht war traumreich und etwas schlafarm. Was steigt mir nicht alles in meine Träume! Doch nun komme ich am Turm, am Torre, an. Es sitzen wenige Menschen da, in der windigen Morgensonne. Hier ist es oft sehr windig. Heute eben ein Venticello, ein kleiner Wind. Kühl. Ich setze mich auf einen weißen Hocker, lehne meinen Rücken an die morgenwarme Kalksteinwand. Habe meine blaue Wolljacke an und das tut irgendwie richtig gut. Ich bestelle einen Cappuccino und mein Cornetto con frutti di bosco, mit Waldfrüchten. Doch die gibt es heute nicht. Ich nehme mit lamponi, Himbeeren, und Yogurt.
Wie ich so sitze und in die Morgensonne schaue, da muss ich weinen.
Ich bin berührt von etwas, was noch irgendwie unaussprechlich. Die Tränen zeigen es an. Berührung geschieht. Manchmal frage ich mich, ob auch andere Menschen diese Momente kennen, wo plötzlich etwas “hochsteigt”, das man noch gar nicht benennen kann???
Ich weiß von meiner Reise, dass es immer bedeutsame Augenblicke der inneren Reise sind. So saß ich mehrmals in den Ätnawiesen, dann im kleinen Hafen von Procida, auch aus Leipzig und vom Elbenstrand kenne ich das Weinen, das mich “überfällt” und nicht zu stoppen ist ♥… ich habe einen Text begonnen mit dem Titel “Wo ich weinte”. Doch jetzt sitze ich hier am “Torre Scalambri” und wische mir die Tränen weg – es könnte ja auch eine Erkältung werden …
Casa di Montalbano
Mir gegenüber ein Haus, ein Bed&Breakfast. Die Casa di Montalbano.
Die filmberühmte “Casa di Montalbano”in Punta Secca.
Der Commissario Montalbano ist eine Figur aus den sizilianischen Kriminalromanen von Andrea Camilleri, der an der Südküste in Porto Empedocle 1925 geboren. Dieses Hotel ist mehrmals im Jahr Filmkulisse, denn dann wohnt er dort, der Krimiheld. Schwimmt, geht spazieren in den Sonnenuntergang, vermählt sich, schläft, empfängt Geliebte … jagt die Mafia – eben alles, was so ein sizilianischer Commissario zu tun hat. Andrea Camilleri entwirft mit seinen Krimis wirklich ein Alltagsbild des sizilianischen Lebens, auch wenn die Filmkulisse vom Regisseur an andere Plätze versetzt wurde, um die schönen Strände und Barockstädte des Südostens der Insel zu zeigen. Manchmal sitze ich auch dort mit Gruppen und lese vor. Beispielsweise aus “Die Frau aus dem Meer” – eine sehr feine Liebes – und Sirenengeschichte. Und einmal kam es schon vor, dass zwei Frauen, die ich 10 Tage in die Poesie der Insel Siziliens begleitet, für wenige Zeit ihre Ferienwohnung im Erdgeschoss des Hotels verlassen mussten, da überraschend gedreht wurde!
Ich überlege, ob ich noch einen Cappuccino nehme – entscheide mich dagegen und bezahle meine 3 Euro für Getränk und Cornetto. Das ist schon relativ teuer – der Durchschnittspreis liegt bei 2,50 €.
Ich kenne alle Caféorte in Puntasecca, da ich eine Cafeschreiberin bin.
Schreibend am Torre Scalambri in Punta Secca
Dieses Vergnügen kommt aus dem Moment heraus. Oft schreibe ich zur Hand, dann manchmal mit dem Laptop. So sind meine Reisetagebücher entstanden – eine Sammlung von Augenblicken!
Ist nicht das ganze Leben eine solche Sammlung von Lebensmomenten?
Für mich: Ja!
Es ist eine Reise. Eine Aneinanderreihung von Erfahrungen. Und aus dieser Sammlung, die manchmal ganz unverhofft entsteht und manchmal über Jahrzehnte sehr geordnet daher kommt, kommt die Lebendigkeit, kommt das eigenen gelebte Leben! Wenn es uns gelingt, es zu leben und nicht in der Vergangenheit, beständiger Erinnerung, in Drama und Starre zu verharren! Als Biografieforscherin durfte ich das immer wieder sehen – diese Formung von Lebenslinien und Wendepunkten, die man auch schreibend vor sich hinstellen kann.
Ich gehe heute weiter, ohne zu schreiben, und treffe Irene und Filippo mit ihren beiden Hündchen. Wir sprechen über das Auto, das sie mir geliehen und das ich am 12.5. zurückgeben werde. Dann gehe ich weiter zum porticello, dem kleinen Hafen von Punta Secca. Wie erwartet treffe ich Giuseppe und den Hund Leo und andere Männer, die ich kenne. Sie fragen mich nach meiner Hündin Neringa, die alle mochten und ich erzähle die berührende Geschichte … – und dass sie nun bei den Stadtmusikanten in Bremen wohnt!
Sie sitzen jeden Morgen und jeden späten Nachmittag hier und öfter sehe ich meinen Vater unter ihnen – er täte ihm gut, dieser kleine Hafen mit seinen vielen Geschichten und Gerüchten …!
Come stai? Wie geht es dir? Perchè sei vestita cosi? Warum bist du so angezogen?
Ja, ich bin wirklich eingehüllt in viel Kleidung bei der Sonne. Noch vor einem Jahr war ich bei diesen Temperaturen sommerlich gekleidet. Mein Körper hat sich so schnell umgewöhnt.
Bald beginnt die Thunfischperiode. Ich erinnere mich, wie ich bei Silvia und Giuseppe den Tonno gegessen habe und auch die Ricci del mare, die Seeigel mit pasta. Pures Meer im Mund, das war das Grundgefühl. Und dann die Tintenfische! Ich habe sie selbst zubereitet. Viel durfte ich lernen von den Sizilianern.
Ich gehe weiter, den Weg, den ich immer mit Neringa von Caucana gekommen. Hier begegnet mir niemand. Ich weiß auch gar nicht, wie spät es ist … ich komme vorbei an den Kalksteinen, wo wir immer gespielt und gehe bis zum Ende, zu der Bucht, wo ich gebadet. Die Hündin kam immer ein kleines Stückchen mit, erinnere ich mit einem Lächeln. Dann lief sie am Strand entlang und erwartete mich. Heute setze ich mich auf einen großen Stein am Ufer und mache etwas Yoga. Aus Richtung Casuzze kommen um die Meeresecke wenige Menschen. Freundlich gestimmt.
Bei der Meeresfrau vorbei
auf dem Rückweg. Oben der alte Stuhl, wie ein Meeresbalkon. Ich setze mich, lege die Beine auf das Geländer. Schaue in die Meeresweite. Sehe die Augen der Frau vor mir, die hier mit Mann und zwei Kindern und dem kleinen Hund wohnt, der so genüsslich vor sich hin badet. Valeria ist nicht nur von dieser Welt und sie spricht immer von der Freiheit, die sie hier gewonnen, am Meer! Wir sind uns ähnlich … Wie das leben enen sowieso zu den Begegnungen führt, die man braucht, um weiterzugehen …
Unter dem freien Himmel in mir!
Und letzten Somemr sah ich sie mit dem alten Holzboot hinausfahren, mit ihrem Mann, den Pizzaiolo. Wie sie da im Boot waren, da dachte ich an Philemon und Baucis, die Alten aus dem “Faust”.
Dann der Weg am Strand zurück zum Leuchtturm, zum kleinen Hafen. Vorbei am “Sand”, wo mir Antonio zuruft:
Ciao Adriana, ben tornata!
Willkommen Adriana!
Und dann sehe ich endlich Silvia sitzen und neben ihr der Straßenhund Pecorella, um den sie sich so liebevoll kümmert. Das erwärmt mich richtig. Wir sprechen darüber, was wir erlebt: ich in Deutschland und der Schweiz an acht verschiedenen Orten; sie vor Ort in Punta Secca. Eine herzliche Umarmung – ci vediamo – wir sehen uns.
Ich gehe über die neue weiße Meeresterrasse. Nun tummeln sich schon Familien. Stände sind aufgebaut. Ich sehe den alten schmalen Tunesier mit seinen Kleidern, aber Anna aus Modica fehlt – es ist noch zu früh. Doch nicht für
Il bacio di Zefiro
Mein 1. Eis in Punta Secca kaufe ich mir in dem kleinen Eisladen, der den geheimnisvollen Namen hat:
IL BACIO DEL ZEFIRO. Ich weiß, was er bedeutet. Dahinter versteckt sich eine Legende vom Westwind, die mir der Besitzer erzählte. Heute sieht er müde aus und ich kaufe mir ein kleines Pistazzieneis. Ganz grün. Auf dem Rückweg schleckere ich das Eis … setze mich noch etwas in den Sand und gehe nach Hause in die Via Antonio Segni. Beim nächsten Mal genieße ich eine Granita. Was das ist???
Wollen Sie vielleicht auch an diesen schönen Orten schreiben, Augenblicke sammeln?
Sizilien und sich selbst entdecken und die Geschichte von der Meeresfrau, der Granita und vom Westwind hören … sich selbst erkunden,
Dem bisherigen LEBEN EINE AUSZEIT GEBEN, ein Aufatmen, Leichtigkeit erleben.
Kraft tanken und Öffnung finden!
Foto: Peppe
Kommen Sie einfach mit – die nächste Schreiberkundung wartet schon vom 19.-26.10.2019
Ich war früh wach und gehe um 6.50 Uhr meinen kurzen Weg zum Meer. Drei MInuten zu Fuß.
Ein schmaler Pfad zwischen einer Sommer-Bretter-Bar, die jetzt verlassen und vor mir der Blick.
Immer ein Tor in die Weite — der Meerblick!
An diesem Vollmond-Dienstag des 19.2.19 besonders. Das Meer ist ein bisschen wie das Frühsommermeer – sanft, genügsam. So einladend gelassen. ich mag diese milde Sanftheit, die gar nichts möchte. Sie ist einfach nur da. Der Sand-Strand ist breiter. ich kann gut gehen. Zm Vollmond zieht sich das Meer zurück. Die beiden Wochen vorher waren stürmisch, wunderbar wild. Oft bekam ich etwas nasse Füße und musste spurten. Doch nun gehe ich zu den großen Steinen. Sehe die Flechten, das Meeresmoos, die Algen …
Sonnenaufgang in Caucana
Gerade beginnt der Sonnenaufgang!
Die Sonne steigt aus dem Meer, kommt von der Südostküste her. Marina di Ragusa, Pozzallo, Isola delle corrente … – ich bleibe stehen. Ich erlebe ein Déjà vu! Erinnere mich an den Sonnenaufgang in Siracusa, vor sieben Jahren. Da stand ich auch so, sah der Sonne zu, dem Fischerboot, das früh auf dem Meer war und in mir schrieb sich das Gedicht:
“Jetzt weiß ich, wo das Licht wohnt!”
Und wieder staune ich und schaue dem Morgenwunder des Meereslichtes zu. Es sind wenige Minuten, die mein Herz ganz öffnen und mich weiten!
Dieses Schauen und Staunen voller Poesie gehört zu meinem Alltag.
So breitet sich in mir die große Liebe zum Leben immer wieder aus: ruhig, weit, einfach. Ein unschätzbarer Wert. Ich begegne noch Peppe, dem kleinen jungen Mann, der gerade ein altes Holzboot zu Wasser lässt.
Mache ein Foto vom “piccolo pescatore”. Setze meinen Morgenweg am Strand entlang nach Punta Secca fort. Begegne dem Silberreiher, diesem leichten Geschöpf und sehe ihn vor mir, den wegweisenden Leuchtturmriesen. Ich bin sehr dankbar und gehe an meinen Scheibplatz zurück.
“Punta Secca diventa un quádro”, das sagt Giuseppe, Peppe, der Barista der Bar unter dem Leuchtturm. “Piccolo oasi” heißt die Bar, der Anlaufpunkt der Einheimischen am Meeresrand zwischen Südeuropa und Afrika.
Foto: Peppe
Wir begegnen uns beide staunend und ganz alleine am Morgen des 29. Januar um 8 Uhr am kleinen Hafen von Punta Secca an der Südküste Siziliens. Er hat gerade die Bar geöffnet und ist hinausgerannt. Sein Handy in der Hand. Winkt mir begeistert von fern zu. Manchmal bin ich seine 1. Kundin.
Ich bin den Strand entlang von Caucana gekommen und laufe jauchzend auf den großen Regenbogen zu.
Erst nur ein halbes Rund, dann immer weiter weiter größer umspannt er das ganze Meeresfleckchen! Ich bleibe stehen und bitte in diesem Moment darum, dass es geschützt bleibt. Manchmal wundert es mich sowieso, dass sich hierher einige Häuser verirrt, wie beiläufig an den Sandstrand gebaut. Manche halb aufgefressen vom Meer, andere recht prächtig und neu restauriert. Hell leuchten sie im Morgenlicht.
Wie ich aus meinem Haus ging, über die strada regionale und den nicht regulären Huckelweg, der zum Meer führt, sah ich ihn wachsen, den Regenbogen. Arcobaleno im Italienischen.
Foto: Peppe
Er musste aus dem Meer kommen, der Arcobaleno, und wuchs über den Himmel!
Ich lief zum Meer. Kletterte ein bisschen über Felsen, da die schäumenden Winterwellen meine Füße küssten. Vorbei am Boot der Meeresfrau, die im Sommer mit ihrem Mann hinaus fuhr. Hin zum felsigen Vorsprung, wo ich Punta Secca sehe. Und da blieb ich stehen. Der Lichterbogen wuchs vor mir auf. Daneben die Ahnung eines zweiten. Alle Farben: dunkelrot, orange, gelb, grün, blau, lila … bis es sich auflöst in den Himmel, sich vereint.
Da ging mir ein Licht auf! Das sind ja auch die Farben der Chakren in meinem Körper!
Wurzel-Basis, Kreativität-Sexualität, Solar Plexus, Herz, Hals, drittes Auge und hinauf ins Unendliche. Ich lud den Regenbogen ein – fließ in mich hinein! Und dann weitete er sich und breitete sich schützend und so vitalisierend über dem weiß hinauf ragenden Leuchtturm aus!
Aus dem Urgrund des Meeres wuchs er zur Himmelsmitte und dann über die Häuser zur menschlichen Erde hinab.
Foto: Peppe
Ein weites Eingangstor zauberte mir der Regenbogen.
Ich durfte an diesem Morgen hineintreten in die wunderbar weite Unendlichkeit, die mich einlud, mich durchströmte. Noch spüre ich es, noch fließt es in mir. Ich lächle still vor mich hin. Wie gut, dass ich Frühaufsteherin bin!
Das Leben ist in diesem Wunder zusammengeflossen.
Peppe, der junge Mann, wird mir sein Foto schicken. So hoffe ich noch immer. Ich war einfach so los, ohne alles. Manchmal vergesse ich auch meine 2 Euro für Cornetto und Café. Dann sagt Peppe: Domani, morgen. Heute sagte er: “Ho il cellulare sempre dietro di me. Ich habe das Handy immer dabei.
Punta Secca diventa molte volte un quádro.
Ja, dieses Meeresfleckchen hat einen fast unwirklichen Charme: Natürlichkeit, Gelassenheit, ja, fast Vergessenheit am afrikanischen Meer.
Wintermeer
Haben auch Sie Lust bekommen, Punta Secca zu entdecken?
Schon vom 23.2.-2.3.19 ist die nächste Möglichkeit zu einer schreibenden Erkundung mit mir, der Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Lebensreisebegleiterin Heidrun Adriana Bomke:
Sizilien entdecken und die ureigenen Worte wecken!,
Ich bin berührt vom Wintermeer, vom Meer im Winter. Nein, ich bin überwältigt, das ist das rechte Wort. Ich stehe und staune, denn es hat eine weite universale Kraft und Verbindung. Es weitet mich in die Freiheit hin – unter den freien Himmel in mir! So schrieb ich ein Gedicht mit dem Titel “Von weit”.
Von weit
höre ich die rauschenden Tiefen des Meeres sie klopfen an meinen Schlaf: Wach auf, steh auf! Komm! Und ich gehe ruhigen Schrittes hinaus an das überspülte Ufer
Nur Meer und Himmel Himmel und Meer.
Von weit schon hüpfen deine Wellentöchter reiten schaumgeboren im brodelnden Kessel rollen heran ans Ufer zu frohlocken im Sprung!
In mir eine smaragdgrüne Sehnsucht einfach so zu bleiben mit dir Meer mit dir Wintermeer Nur mit dir.
Übermut tut gut! –
Rückblick auf eine exclusive Neujahrsreise mit viel Leichtigkeit
Vier Frauen mit meiner poetischen Begleitung vom 29.12.-4.1.19 in und um Punta Secca.
Die Worte in den Sand geschrieben – Orangen geerntet und gut gegessen. Gesungen und getanzt. Viel gelacht und auch geweint. Alten Stimmen gelauscht und weit über’s Meer geschaut. Die Lebensuhr beschrieben. Durch spätbarocke Städte wie Modica und Scicli gegangen. Gefangenen Frauen begegnet, Labyrinthe begangen und alte alte Bäume bestaunt. Vielen Gedichten gelauscht.
Poesie eingeatmet und zum Neujahr im Mittelmeer gebadet – Eigenzeit für die Seele!
Geschichten geschrieben. Übermut – Leichtigkeit – Freude pur und Energie für 2019!
OrangenernteInsalata a Modicaweiter Blick in CamarinaGrenzenOrangenernte
Das folgende Feedback kommt von einer jungen Frau, einer Ärztin, die ihren 40. Geburtstag im Mai 2018 unterwegs auf Sizilien am Meer feierte. Vier Tage begleitete ich sie schreibend in Punta Secca, Randello, Kamarina, Caucana, Donnafugata. Eine Einzelbegleitung
für Menschen, die wahrhaft Wandlung wagen und sich spüren möchten
für Menschen, die noch Angst spüren vor dem Neuen, Offenen und gleichzeitig Sehnsucht danach haben
für Menschen, die für Übergänge (ob beruflich, privat) eine hilfreiche ganzheitliche und kreative Begleitung wünschen
für Menschen, die das Abenteuerliche lieben: im Innen und Außen
für Menschen, die sich schreibend entdecken und wachsen möchten
Mein Angebot: WANDLUNG WAGEN – Gehe auf die Reise zu dir!
Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu sich selbst.
“Du zeigst, wie man Wandel leben kann! (das Feedback)
Ich bin hierher gekommen und wusste nicht, was geschieht. Was auf mich zukommt …
Ich habe eine tiefe Berührung erfahren – ich habe mich selbst hier so sehr spüren können, habe einen offenen Zugang zu mir gewonnen!
Südküste Siziliens
Deine Verbindung zu mir:
Du hast mit deiner Begleitung eine unglaubliche Gabe, im Reisen nach außen die Reise zu sich selbst zu machen!
Im Alltag bin ich abgelenkt von mir, entferne mich immer wieder von mir … – es passiert so oft!
Mit den Themen, die du vorgibst, mit deiner intuitiven und hellfühligen Art und Gabe, geht man tief auf eine tiefe Reise.
Man nimmt die Impulse auf oder spürt selbst, was einen öffnet – das ist sehr heilsam.
Auch dass du mich zum Schreiben hinbewegst – mit Atem- und Körperübungen, das ist achtsam und fein.
Ich bekomme das Gefühl: ES GEHT NUR UM MICH!
DU HAST EIN UNGLAUBLICHES GESPÜR FÜR INNERE PROZESSE.
(Ja, ich bin auch Biografieforscherin und Biografin)
DU ZEIGST, WIE MAN WANDEL LEBEN KANN.
ES IST ECHT, WAS DU ZEIGST, WEIL DU ES LEBST!
DU TRÄGST DIE ELEMENTE IN DIR!
DU ZEIGST AUF, DASS POLARITÄT ZUSAMMENGEHÖRT.
EHRLICH GESAGT, WAR DIESE REISE EINE WIEDERGEBURT!
DAS SEIN AM MEER BIETET ÖFFNUNGSMÖGLICHKEITEN.
Eine Kostbarkeit für Menschen mit hoher Sensitivität, die Öffnung suchen. Freude, Leichtigkeit und Wohligkeit entfalten sich. Entspannung.
Totale Öffnung …
Ich bin in die Freiheit gegangen und habe mich hineingeschrieben!
Es ist auch eine Erweckung des Herzens – das seelische Potential wird erfasst.
ES GEHT NUR UM DICH! – GEHE AUF DIE REISE ZU DIR SELBST Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu sich selbst!”
Aus der Enge ins Offene
Fragen Sie sehr gerne nach.
Diese besondere Schreibbegleitung für Einzelpersonen auf Sizilien (und an ausgewählten anderen Kraftorten) sind ab 3-7 Tage buchbar.
WANDLUNG WAGEN – Gehe auf die Reise zu dir selbst! Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu dir.
Ein Kleidchen ein Höschen … – Eine Sommergeschichte
Adriana stand im weißen Sand und lachte.
Sie lachte über die ganze südliche Küste hinweg. Sie lachte so hell, dass der alte Sizilianer sich umdrehte. Er stand schon bis zur Brust im Meer. Jeden Tag ging er durch das flache Wasser bis zur Tiefe hin. Da, wo das Meer ganz blau wurde oder türkis ohne braunen Grund. Er schwamm. Kehrte dann langsam zurück. Ging nass davon. Nur mit einer blauen Badehose bekleidet. Sein Fleisch hing schon etwas müde herab. Die Brust war weiß behaart. Er war mager für einen von hier. Unter dem Arm trug er so etwas wie ein Schlauchboot. Jeden Tag.
Adrianas Lachen ließ ihn heute Mittag innehalten. Er winkte ihr zu und tauchte ins Wasser ein. Fresco oggi, hörte die Frau ihn sagen. Sie hüpfte im flachen Sonnenwasser herum und lachte. Ihr war soeben aufgegangen, wie schön doch ihr Leben ist! Als sie sich umgedreht hatte zum kleinen Ort, zum Leuchtturm. Sie sah ihr altes Rad an der weißen Kalksteinmauer lehnen. Darauf der kleine Rucksack mit ihrem Computer. Darauf noch die schönen Riemchensandalen. Das bunte Kleidchen mit Ausschnitt. Sie hatte es vor zwei oder drei Jahren in Vittoria gekauft. Immer trug sie die neuen Kleider dann tagein tagaus. Bis sie irgendwann zerfielen. Unter dem einfachen blau-rosa Kleid lag der weiße Spitzenslip.
Adriana betrachtete dieses Stillleben mit Fahrrad und fühlte plötzlich, dass sie hier angekommen ist. Solch eine Freude stieg in ihr hoch! Sie schloss die Augen. Da sah sie ein spielendes Mädchen mit leichtem Kleidchen und Rüschenschlüpfer darunter. Einen kleinen Sonnenhut hatte die Kleine auf dem Kopf. Später war das Hütlein groß und glockig geworden. Mit 15 Jahren hörte sie die Wellen des Schwarzen Meer. War so herrlich braun und schwamm schwamm schwamm.
Wärme stieg in ihr hoch. Sie kam von damals und vermischte sich mit der heißen sizilianischen Sonne. Es war Mai. Genauer: Es war der 18. Mai. Sie war angekommen. Es gab keine Zweifel mehr. Nein, sie hatte auch keine. Noch nicht einmal einen klitzekleinen.
ÜBERMUT TUT GUT! – Zum Welttag des Buches vorgelesen
von Heidrun Adriana Bomke, der Frau mit dem Übermut! Hören Sie hier zwei Episoden aus meinem 2017 im Sorriso Verlag erschienenen Hörbuch ÜBERMUT TUT GUT! unterwegs in den Süden, Reisetagebuch 2011-2017:
Am 17. April 2017 schreibe ich von einer mutigen Veränderung:
Ich lasse meinen geliebten Platz am Ätna, wo ich in den letzten sechs Jahren oft war und auch meinen sizilianischen Freund. Das Leben dort tat mir nicht mehr gut. Ich habe Vertrauen, gehe in den Süden der Insel Sizilien, doch vor allem ins Offene … “unter den freien Himmel in mir”, “an die Küsten meines Lebens” … – lasse wieder eine Wandlung zu!
Und dann am 12. Juni 2017 erleben Sie mich auf dem Rad am Meer, wie ich Angst habe und plötzlich entdecke, dass Übermut gut tut!!! Wie ich ein altes Muster in mir erlebe, das dem Hörbuch dann auch seinen Namen gab!
Hören Sie gerne mehr! Sie können das Hörbuch ÜBERMUT TUT GUT! in jeder Buchhandlung, beim SORRISO Verlag und auch bei mir erwerben: info@heidrunbomke.de
Als ich bei meinen sizilianischen Freunden in Punta Secca erstmals Sepia, also Tintenfisch gegessen habe, da war ich begeistert! Diese schwarze Salsa mit Pasta und danach den leicht gekochten Fisch! So zart und schmackhaft.
Frisch gefangen von Silvias Papa, Franco, einem 80-jährigen Sizilianer, der sein ganzes Leben an diesem kleinen Meeresfleckchen Punta Secca im Süden Siziliens verbracht hat. Lest gerne meinen aisführlichen Beitrag zu ihm und seiner Geschichte. Noch immer gibt es einen kleinen Hafen unter dem Leuchtturm, dem Faro von Punta Secca.
Dann schenkten mir Silvia und Pepe zwei Tintenfische. Silvia sagte mir, wie es gehen sollte, ihn zuzubereiten. Der hat nämlich einen Knochen und zählt auch nicht zu den Fischen. Der Knochen muss erst raus und dann … Ich legte sie erst einmal ehrfurchtsvoll in den Kühlschrank, die beiden Sepia. Morgen wird es sich finden …
Am nächsten Tag besuchten mich und mein Hundemädchen Neringa meine Freundin Silvia mit ihrem Leo zum Spielen. Die Hundekinder sind ein bisschen verliebt – sono fidanzati! Un amore! Ach, ich mag diese überschwänglichen Worte meiner Freundin, diese Begeisterung, das kindlich Liebevolle der Künstlerin! So schauten wir erst Neringa und Leo zu und dann:
Hast du schon den Tintenfisch zubereitet? Già fatto la Sepia?
Silvia hatte meine Gedanken erraten! Facciamo insieme – machen wir es zusammen! Und dann ging es los und Silvia zog die Küchenhandschuhe an … und zeigte mir, wie es geht! Alles wurde rabenschwarz und klebte an den Fingern wie Pech … Dann ließ sie mich alleine mit dem filettierten Tintenfisch und ich bereitete mir solch ein wundervolles Sepiaessen mit pomidorini, cippolini und Reis (etwas ungewöhnlich vielleicht) mit zucchini und Kurkuma, dass ich danach wahrlich zwei Stunden siesta gemacht habe. Wohlig mit Tintenfisch im Bauch …
Buon appetito Adriana! Grazie cara Silvia!
Und wer zu meiner Schreibreise in den bezaubernden kleinen Meeresort Punta Secca kommt oder mit ÜBERMUT ins neue Jahr gehen möchte in Punta Secca , der kann – na was – auch Sepia essen!