Granatapfel – Eine Wunderfrucht voller Geschichten

Granatapfelblüten

Ich sitze seit zwei Monaten unter einem Granatapfelbaum in Caucana bei Punta Secca, an der Südküste Siziliens. Granatapfel – Punica vom Lateinischen punicus – und ganze Geschichten erzählt diese Frucht. Paradiesapfel, Frucht des Hades, Reichsapfel … Wortapfel, mein Newsletter trägt auch den Namen Granatapfel.

Am 17.4. kam ich an und sah die erste glockenförmige wundervoll rot-orange Blüte. Dann kamen die nächsten, bis das ganze zarte Bäumchen mit seinen Blättchen übervoll war. Dann konnte ich beobachten, wie sich aus dieser Glockenblüte langsam ein feiner Stempel herausbildete – sternförmig – und dann weiter die Frucht mit ihrer so fülligen Form. Der Paradiesapfel der Verlockung. 613 Kerne soll er haben – ebenbürtig den 613 Gesetzen des Alten Testaments. Paris gab Aphrodite denselben und erwählte sie zur Schönsten. Fruchtbarkeit und Fülle sowie Macht, Tod und Krieg (der Trojanische Krieg brach nach dem Urteil des Paris aus, als die schöne Helena aus Sparta geraubt wurde). Sechs Granatapfelkerne soll Hades der Proserpina in den Mund gesteckt haben. So muss sie in jedem Jahr ein Vierteljahr in der Unterwelt verbringen … Punischer Apfel – als Punier wurden die Phönizier aus Nordafrika (auch Karthager) von den Römern bezeichnet. Ich bin hier in Kaukana – Caucana. “Gegenüber” ist Tunesien. Die Punischen Kriege fanden auch hier auf dieser Insel statt. Irgendwann wird diese Pflanze hierher gekommen sein. Mit wem und wann – es steht nicht am Baum dran. Ich genieße das Wunder der Natur. Und denke einmal mehr an die Dichterin Hilde Domin, die von den Worten sagte, dass sie reife Granatäfel sind, zur Erde fallen und sich öffnen …

Ich wünsche mir, dass ich im Herbst wieder hier sitze und die Früchte aufsammle, die 613 Kerne alle aufesse und noch fülliger werde, in Schönheit und mit den magischen Worten …

 

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