Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen”: Julia lebt! – Schreibbeispiel

“Julia lebt” – Schreibbeispiel aus dem Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen”

Eine wundervoll berührende lebendige ehrliche Geschichte über Verlust, Traurigkeit und diesen Prozess, den wir alle wohl kennen, schrieb Monika nach einer Anregung aus meinem Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen”. Wir waren in der 4. Woche des Kurses angelangt. Ich hatte ihr eine Seite geschickt, auf der mehrere Fotos und darunter ein junges Paar zu sehen ist in Verona – ich hatte sie 2014 im Vorbeigehen wahrgenommen und fotografiert. Sie erschienen mir wie die Wiedergeburt von “Romeo und Julia”! Ich setzte mich damals ins nächste Café und begann sofort eine Liebesgeschichte zu schreiben! Sie beginnt mit dem Sätzen: “Romeo und Julia sind wieder da! Ich sah sie eben in Verona.”

Nun gab es im EMILIA-Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen” folgenden Schreibimpuls:

“Weben Sie am Faden „Ihrer Liebesgeschichte“ entlang der Fotos und vor allem Ihrer Gefühle dazu!
Schreiben Sie einfach los! Es müssen ja nicht Romeo und Julia sein. Wer sind Ihre Liebenden? Welche Geschichte verbindet die beiden oder die drei …? Wo spielt sie? Was passiert mit den Figuren während der Liebe? Und vor allem: Wie endet Ihre Geschichte? Viel Freude wünsche ich Ihnen! Nehmen Sie Ihr Herz in die Hand!”

Das tat Monika aus Hanstedt und schrieb die Geschichte mit dem Titel:
Julia lebt

Jule hält es nicht mehr in der Wohnung aus. Das Licht der Nachmittagssonne fällt durch die Fenster und malt goldene Reflexe auf die Wand. Es ist ein warmes, freundliches Bild, das Jule heute nicht ertragen kann. Sie nimmt ihre Tasche und den Wohnungsschlüssel und flieht beinahe. Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss.

Ein Stockwerk tiefer tritt Jule aus dem Haus und nimmt einen tiefen Atemzug. Die Sonne scheint ihr direkt ins Gesicht. Sie blinzelt. Einen Moment zögert sie, dann wendet sie sich entschlossen nach rechts und läuft einfach los.

Heute ist der Schmerz in ihrem Herzen besonders heftig. Alles in ihrer vertrauten Umgebung spricht noch immer von Robert. Ein Jahr ist seit seinem Tod vergangen. Seit dem Tag, an dem die Polizei vor ihrer Tür gestanden und ihr die Nachricht von seinem Unfall überbracht hat. Jule erinnert sich an die Polizistin, die so jung und offenbar mit der Situation überfordert war. In den ersten Momenten, als sie noch gar nicht begriffen hat, was die Nachricht mit ihr zu tun hat, spürte Jule den Reflex, die junge Frau zu beruhigen. Dann kam das Verstehen und mit ihm der Schock.

Es sollte viele Tage, Wochen, Monate dauern, in denen sie nach und nach realisiert hat, dass Robert tatsächlich nicht wieder kommt. Der Schmerz darüber kommt in Wellen. Sie überlebt einen Tag nach dem anderen. Es hat Momente gegeben, in denen sie auch nicht weiterleben wollte.

Einatmen, ausatmen. Einen Fuß vor den anderen setzen.

Jule geht und geht, ohne jeden Plan, ohne Ziel. Sie läuft durch die Straßen, Menschen kommen ihr entgegen, Autos fahren an ihr vorbei. Nichts davon nimmt sie wahr.

Nach einer Ewigkeit, so scheint es ihr, verlangsamt sie ihre Schritte. Nach und nach registriert ihr Kopf, was die Augen sehen. Der Ort ist ihr völlig fremd. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite endet die Reihe der hohen, alten Wohnhäuser und die Kaimauer schließt sich direkt an. Dahinter liegt ein kleiner Hafen.

Jule lässt ihren Blick wandern und bemerkt nur wenige Schritte weiter auf ihrer Straßenseite einen kleinen Laden. Vor der offenen Ladentür steht ein Hocker, darauf eine Kiste mit Büchern.

Nie kann Jule widerstehen, wenn es um Bücher geht. Sie tritt näher und wirft einen Blick auf die Titel. Es sind Romane, Taschenbuchausgaben, alle offenbar gelesen. Nichts ist dabei, was Jules Interesse geweckt hätte.

„Im Laden habe ich noch mehr“, sagt jemand. Jule sieht auf. Ein Mann steht in der Ladentür. Er trägt einen etwas altmodischen Anzug und durch sein dunkles Haar, das einen Schnitt vertragen könnte, ziehen sich graue Strähnen. „Das sind nur die billigen Taschenbücher“, sagt er fast entschuldigend. „Es wird zu viel geklaut.“

Jule nickt. Unschlüssig steht sie da, eines der Bücher in der Hand. Der Mann dreht sich um und geht wieder in den Laden.

Einem Impuls folgend geht Jule ihm nach. Der Laden erscheint nach dem hellen Sonnenlicht dämmrig, erst nach einigen Augenblicken erkennt sie die hohen Regale, vollgestopft mit Büchern, die keinerlei Ordnung erkennen lassen.

„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ Jule schüttelt den Kopf.

Der Mann sieht sie nachdenklich an. Dann beginnt er im Laden hin und her zu laufen, greift hier und da ins Regal und nimmt ein Buch heraus. Mit einem kleinen Stapel geht er zu dem kleinen runden Tisch, der direkt am Fenster steht. Er legt die Bücher darauf und dreht sich zu Jule um.

„Vielleicht finden Sie hier das Richtige“, sagt er.

Zum ersten Mal erwacht so etwas wie Interesse in Jule. Der Eifer in der Stimme des Mannes rührt sie. „Danke“, sagt sie mit der winzigen Andeutung eines Lächelns und setzt sich auf einen der beiden Stühle, die am Tisch stehen.

Sie legt ihre Tasche auf den Stuhl neben sich und zieht den Bücherstapel zu sich heran. Es sind alles schön gebundene alte Ausgaben von Klassikern. Jule streicht mit der Hand über den Einband der Erzählungen von Thomas Mann und genießt es, dass diese schöne Ausgabe den Inhalt auf eine Weise präsentiert, wie er es ihrer Meinung nach verdient: mit Achtung und Liebe zum Detail.

Jule sieht die Titel durch und zuckt zusammen. Das unterste Buch ist eine illustrierte Ausgabe von Romeo und Julia. Der Schmerz ist wieder da. Romeo und Julia – so haben sie sich manchmal genannt, weil ihre Vornamen diese Assoziation so nahe legten. Und in manchen Momenten haben sie sich gesagt, dass keiner von ihnen weiterleben möchte, wenn der andere stirbt.

Jules Brust zieht sich zusammen. Ihr Blick geht durch das Fenster hinaus in die Ferne, ohne dass sie wahrnimmt, was sie sieht. Sie merkt gar nicht, dass ihr die Tränen übers Gesicht laufen. Ganz still sitzt sie und wartet, dass der Schmerz aufhört.

Eine Stimme dringt aus weiter Ferne an ihr Ohr. „Entschuldigung“, sagt der Mann. „Ich habe einen Espresso gemacht, möchten Sie?“ Er stellt eine kleine weiße Tasse und eine verschnörkelte kleine Zuckerdose vor sie hin.

Jule hebt den Kopf und sieht ihn an. Sie braucht einen Moment, um zu realisieren, wo sie ist. Sie blickt vor sich auf den Tisch und legt eine Hand um die Tasse.

„Ja“, sagt sie. „Gerne, danke.“

Der Mann nickt. Er dreht sich um und lässt sie wieder allein.

Mit dem winzigen Espressolöffel nimmt sich Jule Zucker aus der Dose und rührt den Kaffee um. Er ist heiß und stark. Sie hält die Tasse mit beiden Händen und sieht wieder zum Fenster hinaus. Jetzt sieht sie hinter der Kaimauer auf der anderen Straßenseite das Wasser glitzern. Im leichten Wind schwanken die kleinen Segelboote hin und her.

Ein junges Paar geht an der Kaimauer entlang. Sie halten sich an den Händen und lachen über etwas. Der Schmerz in Jule Herz zuckt wieder. Sie sieht den beiden nach, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden sind.

Der Kaffee ist längst ausgetrunken. Die Sonne steht schon tief. Jule weiß nicht, wie lange sie hier gesessen und aus dem Fenster gesehen hat. Was sie weiß, ist, dass der Schmerz für dieses Mal abgeebbt ist, wie Wellen, die nach der Flut langsam ins Meer zurücklaufen.

Sie steht auf und nimmt ihre Tasche. Die Bücher lässt sie auf dem Tisch liegen.

Der Mann ist nicht zu sehen und Jule wendet sich zur Tür. Bevor sie hinausgeht, sagt sie in den Laden hinein noch einmal, zum dritten Mal an diesem Nachmittag: „Danke.“

Sie öffnet die Tür und tritt ins Licht der Abendsonne. Die Kiste mit den Taschenbüchern steht immer noch auf dem Hocker.

Jule geht los in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Nach ein paar Schritten dreht sie sich noch einmal um. Der Mann steht in der Tür und sieht ihr nach. Sie hebt die Hand zu einem Gruß. Mit einer leichten Bewegung winkt er zurück.

Entschlossen macht sie sich auf den Weg nach Hause. Romeo und Julia, denkt sie mit einem Ziehen im Herzen.

Aber ich lebe.
(Ende)

Ja, danke liebe Monika, für Ihre Geschichte!
Haben auch Sie Lust bekommen, ins Geschichtenschreiben zu kommen? Dann nur Mut – es geht gut mit EMILIA-Fernschreibkursen!

“Die beste Art zu schreiben, ist mit den ureigenen Worten und diese fließen direkt aus dem Herzen in die Hand.”

Ihre Heidrun Adriana Bomke

Schreiblust

· https://heidrunbomke.de/kontakt/

Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen” – Feedback einer Teilnehmerin

Herzstimmen - Gesundheitsforum Havelhöhe Berlin, 16.12.2022

Monika hat im September den Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen” gebucht und schreibt nach Abschluss des fünfwöchigen Kurses ein Feedback an mich:

Danke für das wirklich schöne und differenzierte Feedback, das tut mir sehr gut und macht mir Mut, weiter zu schreiben, mir kleine Geschichten auszudenken und überhaupt Schreiben wirklich einen Teil meines Lebens sein zu lassen. Ich habe so viel aus dem Schreiben der Texte in den vergangenen vier Wochen für mich gezogen, zuallererst diese tiefe Zufriedenheit, wenn ich wirklich die Worte aus mir heraus aufs Papier fließen lasse und mich bei Geschichten an den inneren Bildern entlang schreibe. Das ist echt eine Offenbarung für mich. Ich konnte eine Schwelle überschreiten, die es mir vorher unmöglich hat, mich zu trauen, einfach loszuschreiben, weil ich dachte, mir fehlt die Fantasie.

Ich habe entdeckt, dass ein klares Bild, eine Szene, die ich vor Augen habe, es mir enorm erleichtert, eine Geschichte sich entfalten zu lassen.

Unterm Strich fühlt es sich an, als ob ich das, was ich immer draußen versucht habe zu finden, in mir gefunden habe.

Danke für Ihre Anregungen und die Begleitung und Ermunterung zwischendurch! Ich kann mir gut vorstellen, auf jeden Fall noch mal einen Fernschreibkurs zu machen, und eine Schreibreise nach Sizilien lockt natürlich ungemein! Ich schaue mir die Termine an und vielleicht kann ich es nächste Jahr möglich machen. Das wäre schön!”

Ich danke Monika aus Hanstedt für Ihr Vertrauen, für den tiefen schreibenden Dialog und für das ausführliche Feedback.

Und ich freue mich auf Sie zur Schreibreise nach Sizilien!

Kommen auch Sie mit – im Fernschreibkurs EMILIA von Zuhause aus – oder mit dem Stift auf Reisen!

Ihre Heidrun Adriana Bomke

Schreibend in Puntasecca

 

Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen” – Schreibbeispiele

„Das Herz in die Hand nehmen“ — Eine Schreib- und Lebensermutigung

Mein Fernschreibkurs “Das Herz in die Hand nehmen” ist ein Kurs zum Erwecken Ihrer Herzkraft.
Eine wahrhaft wesentliche Investition in sich selbst! Hier geht es um die tiefe liebevolle Verbindung mit Ihrem Inneren. Wenn das Herz die Hand führt, dann lasse ich alle Be-Denken, Absichten, Erwartungen, Wertungen, Gedanken, Bestrebungen los. Ich schreibe aus dem inneren Grund meines Seins; wo mich die Worte finden, wo ich ihnen begegne und sie mein Herz berühren, es öffnen und weiten. Wo sich Gefühle ausbreiten möchten.
Mit verschiedenen feinen Textformaten und meinen Fotografien gebe ich Impulse zum Herz-Schreiben.

Hier lesen Sie ein Beispiel. Im schreibenden Herz-Dialog mit Monika.
Folgen Sie hier der 1. Inspiration in der 1. Woche:

1. Inspiration: „HAND AUF’S HERZ!“
Für diese Schreibanregung brauchen Sie eine ruhige Stunde Zeit. Jeden Tag kann sie in dieser Woche wiederholt werden. Setzen Sie sich an einen Ihrer stillen Lieblingsorte: in Ihren Sessel, auf die Parkbank, an den Küchentisch … dahin, wo sie gerne sind und bei sich bleiben können.

Legen Sie Ihr Schreibbuch oder Blätter und Ihren Stift bereit. Machen Sie es sich wirklich gemütlich. Schließen Sie dann für einige Atemzüge die Augen. Atmen Sie tief ein und aus – wenn es geht, in den Bauch hinein. Legen Sie dann die rechte Hand ganz ruhig auf Ihr Herz. Atmen Sie zu Ihrem Herzen hin. Und bleiben Sie so eine schöne Weile sitzen. Vielleicht fühlen Sie die Ruhe, die aufsteigt? Oder das unruhige Hüpfen des Herzens? Oder Ihr Anstrengung? Egal. Alles ist gut. Tun Sie es bitte. Bitte lassen Sie sich Zeit mit dieser sanften Berührung. Sie werden spüren, wann es für Sie gut ist. Nehmen Sie nun Ihre Schreibutensilien und schreiben Sie bitte einfach los:
Was mein Herz meiner Hand (mir) erzählt …

Vielleicht erzählt es, dass es müde ist oder traurig oder gerade vor Freude hüpft, weil … oder dass es sich gefreut hat, berührt zu werden und Sehnsucht danach hat oder es erzählt einen Wunsch oder eine Kindheitsgeschichte oder von Bildern, die in ihm wohnen und heraus möchten – Lauschen Sie bitte und spüren Sie nach. Es ist schön, sich selbst zu spüren. Die oder den, die wir sind! Ehrlich, offen, liebevoll. Wir müssen niemandem gefallen und auch kein anderer sein.
Schreiben Sie bitte möglichst mindestens 20 Minuten.

Gerne auch länger. Danach gehen Sie ein bisschen spazieren, schauen aus dem Fenster, in den Himmel, Garten …
Monika schickte mir folgenden Text, den ich mit einer weiteren Anregung zurückgab per Mail:

lieben
verschmelzen
brechen
schmerzen
tanzen
lachen
verzagen
im Takt sein
hüpfen
rasen
aufgehen
flattern
sich verschließen
mitfühlen
aussetzen
sich verschenken
empfangen
verzeihen
sich ausdehnen
stolpern
mutig sein
beben
Ja, sagt das Herz, all das. Und immer wieder lieben.

Meine weitere Anregung an Monika:

1. Wenn Sie den Text laut lesen, für sich, welche Gefühle entstehen jetzt dabei? Was fühlen Sie? Schreiben Sie sie bitte hier als zusammenhängenden Text auf!

Monika schreibt:
“Wenn ich den Text laut lese, entsteht in mir ein Gefühl von Reichtum, der aus der Lebenserfahrung von ein paar Jahrzehnten gewachsen ist. Ich fühle Dankbarkeit und Weite. Ich habe auch ein Gefühl von Unausweichlichkeit, weil eben alles dazu gehört und „im Herzen sein“ nicht bedeutet, dass immer alles rosig ist. Ich mag dieses Gefühl von „es ist was es ist“, weil ich dann mit nichts hadern und an nichts herumzerren muss. Das bringt mich in diesen Moment und in Kontakt mit mir selbst und löst mich aus der Enge der Vorstellungen und Ideen, wie etwas zu sein hat.”

Nun, und so ging es weiter … über fünf Wochen.
Tief hinein ins ehrliche Herzschreiben. Ins Eigene. Mit sehr unterschiedlichen Textformaten und immer im Austausch verbunden mit mir.

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