Solch ein Spätsommer am Meer von Punta Secca in Sizilien!
Da kamen durch die Wellen daher zu mir die
MEERESGEDICHTE
So süßes sonnigliches Träumen streift Sandwind mein Haar meine Haut weiße Wellen schäumen zu meinen Füßen werden Burgen gebaut.
Mein Gesicht meine Lippen mein Leib alles ruht spätsommerwarm so süß so weich ganz ohne Erwartung ausgebreitet wie im Traum.
9.10.19
Zwei Buben blond und ganz gebräunt bestaunen die weißen Morgenwogen sie rennen hinein!
Manchmal sehe ich nur die Köpfe die Hände sammeln wohl Muscheln fein und die kleinen Stimmen klingen sie laden zum lustvollen Leben ein!
10.10.19
Weißer Reiher
Am schäumend plätschernden Meeresrand sitzt er ich seh ihn kaum am Wellensaum. Grazil stakst er daher. Mal hüpft, mal fliegt mal tänzelt er fein.
Ein weißer Reiher mit schwarzem Gebein.
So lang wie die Beine scheint auch der Schnabel zu sein. Blitzschnell stößt er ins Wasser und schlingt’s dann hinein: ein Fischlein ein Krötlein eine Krabbe so klein.
Nun macht das weiße Wesen Mittagsruh. Ich schaue ihm beim Federputzen zu. Jetzt breitet er sein leuchtend Gefieder aus und fliegt zu seiner Gattin nach Haus.
11.10.19
Punta Secca im Südosten Siziliens.
Hier begleite ich auf SCHREIBREISEN.
Inspiriere, sich dem Leben hinzugeben. Zu fließen, die eigene Kreativität zu wecken, die eigene Poesie zu berühren im Schreiben und Staunen und Entdecken im Innen und Außen.
Im Hier und Jetzt sein Auszeit vom Alltag Puntaseccaglück
Bootstour um Punta Secca
So schreibt Ulli, eine Teilnehmerin der Mai-Schreibreise am Meer von Punta Secca, im Süden Siziliens.
Und Lydia, 63 Jahre:
Drei Frauen im Wind
wir schreiben Morgenhaikus
lüften unser Herz
gewischter Himmel mit Meer
Das Herz lüften – welch wunderbares Bild, nicht?
Corona über dem Meer
Tutto dolci – so heißt der Reiserückblick von Lydia. Hier zu lesen.
Tutto dolci – meine Schreibwoche auf Sizilien
Ein kleiner weißer Lieferwagen mit dieser Aufschrift fuhr vor dem Bus her, der mich von Catania nach Ragusa brachte- in die Schreibwoche nach Punta Secca mit Adriana.
„Tutto dolci“ dachte ich, das ist ein gutes Motto für alles, was mich auf Sizilien erwartet.
Und es waren nicht nur die leckeren Süßspeisen, in ihrer unglaublichen Vielfalt, die mir das Leben versüßten. Auch die Begegnung mit Adriana und unserer kleinen Schreibgruppe, dem Meer, dem „sempre verde“ unserer Pension und ihren freundlichen Betreibern waren bereichernd.
Frühstück auf der TerrassePicknick unter einem Olivenbaum
Adrianas leitende Schreibworte für die Reise: „Sizilien entdecken- die ureigenen Worte wecken“ führten uns durch die Woche.
Ja, in der Morgensonne Haikus schreiben, am Meer sein, schreibend Eindrücke sammeln wie Muscheln am Strand,
Schreiben am Meer von Punta Secca
mir selbst begegnen auf der Insel des Lichts, mit einem reich gefüllten Tagebuch nach Hause kommen.
Schreiben unter der alten Olive
Mein süßes Leben
Diese Reise habe ich mir geschenkt,
meine inneren Widerstände überwunden, zu weit, zu teuer, zu …… ach, was weiß ich,
ich hatte viele „zus“ .
Und dann den Mut, sie alle wegzuschieben und das Abenteuer wagen und Tutto dolci mit nach Hause bringen!
sizilianische dolci
Danke, liebe Lydia, du mutige Frau! Danke an euch, ihr Teilnehmerinnen der Mai-Schreibreise an der Südküste Siziliens mit viel Licht, Meer, Leuchtturm, mit alten Olivenbäumen und Caruba und Dünen und den spätbarocken Städten Modica und Scicli!
Seit zwei Tagen bin ich wieder hier an der Südostküste Siziliens. Am Meeresfleckchen Punta Secca in der kleinsten der sizilianischen Provinzen, der Provinz von Ragusa. Seit zwei Jahren weile ich nach fünf Jahren am Vulkan Ätna öfter hier am Afrikanischen Meer, dem Canale di Sicilia. Schreibe und begleite Schreibgruppen unter dem Thema:
Sizilien und sich selbst entdecken, die ureigenen Worte wecken!
“Du zeigst, wie man Wandel leben kann, weil du es lebst!”
(Katrin, Ärztin aus Hamburg, Einzelschreibbegleitung Mai 2018)
So komme ich also heute, am 28. April 2019, wieder neu in Punta Secca an. Denn man kommt ja immer wieder anders an einem bekannten Ort an.
Ich gehe sehr früh aus meinem kleinen appartamento, das ich gemeinsam mit zwei Freunden und drei Hunden bewohne. Circa 100 Meter bis zum Meer, an den Weststrand des 200-Seelen-Ortes. Warm ist es, aber der Wind bläst – ein venticello, wie die Sizilianer sagen. Vor mir liegt das weite Meer, blau mit braunen Einsprengseln – es ist bewegt vom Sand. Am Horizont fährt ein Frachtschiff. Ich gehe, bekleidet wie eine Sizilianerin mit Jacke und Schal, durch den Sand in Richtung “Torre Scalambri”. Über allem, als Wahrzeichen von Punta Secca, der weiße Leuchtturm aus dem Jahre 1858. Er zeigt mit seinen Signalen den Schiffen den Weg.
Punta Secca, Weststrand
Der “Torre Scalambri” ist einer der vielen alten Befestigungstürme gegen die Angriffe der Piraten entlang der Südküste über die Jahrhunderte.
Für mich wird er diesen Morgen zum Früh-Cafe-Ort. Der Turm ist nämlich eine Bar mit weißen Tischen und Stühlen, geführt von den Schwestern Celia und Carmen. Die eine hat knallrote Haare im Pagenschnitt und dazu einen knallroten Mund. Die andere cappelli ricci, natürlich wild gelocktes Haar und ist ganz ohne Schminke. Ich freue mich spazierend schon auf die Morgenfrauen. Während ich so gehe, da kommt ein junger Mann mit einem sehr schönen Schäferhund. Sie drehen ihre Morgenrunde und er darf zu mir kommen, um gestreichelt zu werden. Igon, so heißt er. Ich freue mich immer an den Tieren und den Menschen, die sie so liebevoll behandeln. Igon hat wohl ein Morgenbad genommen.
Hier sollte man nicht baden. Es gibt viele Strömungen am Weststrand von Punta Secca.
Das sagten mir die Einheimischen. Ich schlendere, irgendwie bin ich müde. Die Nacht war traumreich und etwas schlafarm. Was steigt mir nicht alles in meine Träume! Doch nun komme ich am Turm, am Torre, an. Es sitzen wenige Menschen da, in der windigen Morgensonne. Hier ist es oft sehr windig. Heute eben ein Venticello, ein kleiner Wind. Kühl. Ich setze mich auf einen weißen Hocker, lehne meinen Rücken an die morgenwarme Kalksteinwand. Habe meine blaue Wolljacke an und das tut irgendwie richtig gut. Ich bestelle einen Cappuccino und mein Cornetto con frutti di bosco, mit Waldfrüchten. Doch die gibt es heute nicht. Ich nehme mit lamponi, Himbeeren, und Yogurt.
Wie ich so sitze und in die Morgensonne schaue, da muss ich weinen.
Ich bin berührt von etwas, was noch irgendwie unaussprechlich. Die Tränen zeigen es an. Berührung geschieht. Manchmal frage ich mich, ob auch andere Menschen diese Momente kennen, wo plötzlich etwas “hochsteigt”, das man noch gar nicht benennen kann???
Ich weiß von meiner Reise, dass es immer bedeutsame Augenblicke der inneren Reise sind. So saß ich mehrmals in den Ätnawiesen, dann im kleinen Hafen von Procida, auch aus Leipzig und vom Elbenstrand kenne ich das Weinen, das mich “überfällt” und nicht zu stoppen ist ♥… ich habe einen Text begonnen mit dem Titel “Wo ich weinte”. Doch jetzt sitze ich hier am “Torre Scalambri” und wische mir die Tränen weg – es könnte ja auch eine Erkältung werden …
Casa di Montalbano
Mir gegenüber ein Haus, ein Bed&Breakfast. Die Casa di Montalbano.
Die filmberühmte “Casa di Montalbano”in Punta Secca.
Der Commissario Montalbano ist eine Figur aus den sizilianischen Kriminalromanen von Andrea Camilleri, der an der Südküste in Porto Empedocle 1925 geboren. Dieses Hotel ist mehrmals im Jahr Filmkulisse, denn dann wohnt er dort, der Krimiheld. Schwimmt, geht spazieren in den Sonnenuntergang, vermählt sich, schläft, empfängt Geliebte … jagt die Mafia – eben alles, was so ein sizilianischer Commissario zu tun hat. Andrea Camilleri entwirft mit seinen Krimis wirklich ein Alltagsbild des sizilianischen Lebens, auch wenn die Filmkulisse vom Regisseur an andere Plätze versetzt wurde, um die schönen Strände und Barockstädte des Südostens der Insel zu zeigen. Manchmal sitze ich auch dort mit Gruppen und lese vor. Beispielsweise aus “Die Frau aus dem Meer” – eine sehr feine Liebes – und Sirenengeschichte. Und einmal kam es schon vor, dass zwei Frauen, die ich 10 Tage in die Poesie der Insel Siziliens begleitet, für wenige Zeit ihre Ferienwohnung im Erdgeschoss des Hotels verlassen mussten, da überraschend gedreht wurde!
Ich überlege, ob ich noch einen Cappuccino nehme – entscheide mich dagegen und bezahle meine 3 Euro für Getränk und Cornetto. Das ist schon relativ teuer – der Durchschnittspreis liegt bei 2,50 €.
Ich kenne alle Caféorte in Puntasecca, da ich eine Cafeschreiberin bin.
Schreibend am Torre Scalambri in Punta Secca
Dieses Vergnügen kommt aus dem Moment heraus. Oft schreibe ich zur Hand, dann manchmal mit dem Laptop. So sind meine Reisetagebücher entstanden – eine Sammlung von Augenblicken!
Ist nicht das ganze Leben eine solche Sammlung von Lebensmomenten?
Für mich: Ja!
Es ist eine Reise. Eine Aneinanderreihung von Erfahrungen. Und aus dieser Sammlung, die manchmal ganz unverhofft entsteht und manchmal über Jahrzehnte sehr geordnet daher kommt, kommt die Lebendigkeit, kommt das eigenen gelebte Leben! Wenn es uns gelingt, es zu leben und nicht in der Vergangenheit, beständiger Erinnerung, in Drama und Starre zu verharren! Als Biografieforscherin durfte ich das immer wieder sehen – diese Formung von Lebenslinien und Wendepunkten, die man auch schreibend vor sich hinstellen kann.
Ich gehe heute weiter, ohne zu schreiben, und treffe Irene und Filippo mit ihren beiden Hündchen. Wir sprechen über das Auto, das sie mir geliehen und das ich am 12.5. zurückgeben werde. Dann gehe ich weiter zum porticello, dem kleinen Hafen von Punta Secca. Wie erwartet treffe ich Giuseppe und den Hund Leo und andere Männer, die ich kenne. Sie fragen mich nach meiner Hündin Neringa, die alle mochten und ich erzähle die berührende Geschichte … – und dass sie nun bei den Stadtmusikanten in Bremen wohnt!
Sie sitzen jeden Morgen und jeden späten Nachmittag hier und öfter sehe ich meinen Vater unter ihnen – er täte ihm gut, dieser kleine Hafen mit seinen vielen Geschichten und Gerüchten …!
Come stai? Wie geht es dir? Perchè sei vestita cosi? Warum bist du so angezogen?
Ja, ich bin wirklich eingehüllt in viel Kleidung bei der Sonne. Noch vor einem Jahr war ich bei diesen Temperaturen sommerlich gekleidet. Mein Körper hat sich so schnell umgewöhnt.
Bald beginnt die Thunfischperiode. Ich erinnere mich, wie ich bei Silvia und Giuseppe den Tonno gegessen habe und auch die Ricci del mare, die Seeigel mit pasta. Pures Meer im Mund, das war das Grundgefühl. Und dann die Tintenfische! Ich habe sie selbst zubereitet. Viel durfte ich lernen von den Sizilianern.
Ich gehe weiter, den Weg, den ich immer mit Neringa von Caucana gekommen. Hier begegnet mir niemand. Ich weiß auch gar nicht, wie spät es ist … ich komme vorbei an den Kalksteinen, wo wir immer gespielt und gehe bis zum Ende, zu der Bucht, wo ich gebadet. Die Hündin kam immer ein kleines Stückchen mit, erinnere ich mit einem Lächeln. Dann lief sie am Strand entlang und erwartete mich. Heute setze ich mich auf einen großen Stein am Ufer und mache etwas Yoga. Aus Richtung Casuzze kommen um die Meeresecke wenige Menschen. Freundlich gestimmt.
Bei der Meeresfrau vorbei
auf dem Rückweg. Oben der alte Stuhl, wie ein Meeresbalkon. Ich setze mich, lege die Beine auf das Geländer. Schaue in die Meeresweite. Sehe die Augen der Frau vor mir, die hier mit Mann und zwei Kindern und dem kleinen Hund wohnt, der so genüsslich vor sich hin badet. Valeria ist nicht nur von dieser Welt und sie spricht immer von der Freiheit, die sie hier gewonnen, am Meer! Wir sind uns ähnlich … Wie das leben enen sowieso zu den Begegnungen führt, die man braucht, um weiterzugehen …
Unter dem freien Himmel in mir!
Und letzten Somemr sah ich sie mit dem alten Holzboot hinausfahren, mit ihrem Mann, den Pizzaiolo. Wie sie da im Boot waren, da dachte ich an Philemon und Baucis, die Alten aus dem “Faust”.
Dann der Weg am Strand zurück zum Leuchtturm, zum kleinen Hafen. Vorbei am “Sand”, wo mir Antonio zuruft:
Ciao Adriana, ben tornata!
Willkommen Adriana!
Und dann sehe ich endlich Silvia sitzen und neben ihr der Straßenhund Pecorella, um den sie sich so liebevoll kümmert. Das erwärmt mich richtig. Wir sprechen darüber, was wir erlebt: ich in Deutschland und der Schweiz an acht verschiedenen Orten; sie vor Ort in Punta Secca. Eine herzliche Umarmung – ci vediamo – wir sehen uns.
Ich gehe über die neue weiße Meeresterrasse. Nun tummeln sich schon Familien. Stände sind aufgebaut. Ich sehe den alten schmalen Tunesier mit seinen Kleidern, aber Anna aus Modica fehlt – es ist noch zu früh. Doch nicht für
Il bacio di Zefiro
Mein 1. Eis in Punta Secca kaufe ich mir in dem kleinen Eisladen, der den geheimnisvollen Namen hat:
IL BACIO DEL ZEFIRO. Ich weiß, was er bedeutet. Dahinter versteckt sich eine Legende vom Westwind, die mir der Besitzer erzählte. Heute sieht er müde aus und ich kaufe mir ein kleines Pistazzieneis. Ganz grün. Auf dem Rückweg schleckere ich das Eis … setze mich noch etwas in den Sand und gehe nach Hause in die Via Antonio Segni. Beim nächsten Mal genieße ich eine Granita. Was das ist???
Wollen Sie vielleicht auch an diesen schönen Orten schreiben, Augenblicke sammeln?
Sizilien und sich selbst entdecken und die Geschichte von der Meeresfrau, der Granita und vom Westwind hören … sich selbst erkunden,
Dem bisherigen LEBEN EINE AUSZEIT GEBEN, ein Aufatmen, Leichtigkeit erleben.
Kraft tanken und Öffnung finden!
Foto: Peppe
Kommen Sie einfach mit – die nächste Schreiberkundung wartet schon vom 19.-26.10.2019
Um 4.30 Uhr sitze ich im Garten des Häuschens in Caucana an der Südküste Siziliens. Ein Vollmondmorgen. Seltsames Wort. Vollmondmorgen. Meinen Rücken habe ich an die Stuhllehne vor dem Oleanderbusch mit den weißen Blüten gelehnt. Vor mir ragt der Granatapfelbaum hinauf, dessen dunkelgrüne verspielte Zweige sich abheben vor dem hellblaugrauen Himmelsdach. Die Engelskerze zeigt ihr sanftes Licht auf dem Gartentisch. Es mag 4.30 Uhr sein. Ich habe mir einen Tee und einen Kaffee gemacht. Honigbrötchen dazu. Manchmal habe ich sehr früh am Morgen Hunger.
Ich kann mich gut hören. Dieses Versinken in mir selbst und mit der Natur. Ich schreibe mein sizilianisches Tagebuch. Die Worte finden mich und so finden Heimat wir gemeinsam.
Meine Hündin liegt zusammengerollt auf ihrer Decke. Die Nacht ist angenehm frisch. Mein Stuhl war feucht. Es kühlt ab und besänftigt die steigende Sommerhitze.
Die Sterne, die Boten der Nacht leuchten noch.
Die Sterne und der Vollmond. La luna, so heißt es im Italienischen. La luna piena – der Vollmond. Mir erscheint sie fast silbrig, die späte oder auch frühe Mondfrau. Und schaue ich länger hin, dann bekommt sie eine Corona, einen Kranz. Gibt sie mir ein Zeichen mit diesem vielfältigen Strahlen? Denn ich habe ihr eine Bitte geschickt. Und sie antwortet mit diesem so schönen Farbenspiel. Spiele!, sagt sie mir. Im Spiel findest du Leichtigkeit, erkennst du die vielen Möglichkeiten. Spiele!
Nun zwitschert auch der erste frühe Vogel sein Lied. So ein lustiges Völkchen, diese Vögel, geht es mir durch den Kopf. Und so leicht! Da ist es meist so kurz vor 5 Uhr. Auf der Antenne in Blickrichtung sitzen zwei Elstern. La gazza, die Elster. Die letzten Granatapfelblüten zeigen sich nun in ihrem kräftigen Orange zwischen den schon prallen grünen Früchten, die sich langsam rötlich einfärben. Immer wieder bewundere ich dieses so feine und auch widerständige Bäumchen! Filigran fruchtig und es schützt sich selbst mit seinen so pieksigen und kaum sichtbaren Dornen. Auch wenn der Frühlingswind es ordentlich gezaust hat. Es erfreut sich des Lebens! Der Granatapfel ist mir Lehrmeisterin. Wie auch die Olive rechts von mir, die immergrüne, wie der Jasmin mit seinen weiß duftenden betörenden Blüten und der Hibiskus mit seinen einladenden Kelchen.
Die wunderweisen alltäglichen Verwandlungen
Nun begegnen sich Mond und Aurora. Ich denke kurz an den schönen Vers von Erich Fried
“Wenn die Nacht keine Türe hätte woher käme der Tag? Und zuletzt wohin ginge er wenn die Nacht keine Türe hätte?”
Die Türen zwischen Tag und Nacht. Die Übergänge jeden Tag. Diese wunderweisen alltäglichen Verwandlungen! La Luna steht nun tiefer im schimmernd hellgelben Umhang. Angestrahlt von der Morgenröte. Eos im Griechischen, im Römischen die Aurora. Und wer einmal in Stille dieses Verwandeln erlebt, der kann fühlen, wovon Homer in der Odyssee spricht, wenn er so oft seinen Helden Odysseus sagen lässt:
Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern uns weckte
Der Morgen hat sich ausgebreitet an der sizilianischen Küste vor Punta Secca.
Die Tauben gurren. Eine Alarmanlage schrillt von weitem. Meine Kerze wird gleich verlöschen. Schon höre ich Klopfen und erste Autogeräusche. Das Wachleben beginnt. Ein Freitag. Der letzte im Juni. Kaffee und Tee sind ausgetrunken. Herz und Hände fühlen sich warm an. Freude an der Verwandlung und an meinem Worten. Ruhe in mir. Vertrauen.
Und ich ahne es schon, bevor ich auch nur aufstehe und losgehe zum Meer mit meiner Hündin. La luna piena verschwindet irgendwo … Und das Wunder ist wieder geschehen. Ich glaube daran. Ich spüre es tief. Jeden Tag. Immer wieder. Das Leben ist Magie und Verwandlung!
… und in der Nacht legen sich die Sterne in das Wellenbett und bringen den Himmel auf Erden.
… e la notte le stelle cullate dalle onde portano il cielo in terra.
Perlen des Lebens
Genießen auch Sie die stille schreibende Verbindung mit dem Lebendigen! Geborgenheit im Schreiben finden. Im Kreativen. Eine große Wandlungskraft!
“So verbindet sich manches auf meinen Streifzügen über die Insel … Wie meine neue Bekannte Gisela, mit der ich ans Meer gefahren, nach Punta Secca. Es war noch wunderschöner Sommer! Alles leuchtete weiß!
Punta Secca – Ein Ort, der mir sehr gut tat.
Ich badete. Das Meer war warm. Erst ruhig und dann etwas bewegter. Ich schwamm und spürte, dass es mich treibt. Eine Strömung. Schnell steuerte ich dagegen. Legte mich in die Sonne, auf den Sand. Dieses Gefühl auf dem Sand zu liegen. Auf dem warmen Sand. Ich lache vor mich hin, jetzt, wo ich es aufschreibe. Diese Freude ist mir auch in den Leib geschrieben. Es tut so gut. Und ich weiß schlagartig, dass ich das einfach noch viel zu selten mache. Dann gehen wir am Strand entlang.
An Comissario Montalbanos Film-Haus vorbei. Die kommen doch auch aus Porto Empedocle, die Signori Camilleri und Montalbano … Ein B&B.
Der Gedanke, dort noch zwei drei Tage das Ende des Sommers zu schauen. Denn das spürte ich: Der Sommer bäumt sich auf. Ich nahm den Gedanken mit, diesen schönen. Am nächsten Morgen lief ich nochmal ans Meer. Dort, wo Gisela ihr kleines Ferienhaus hat. Ein Ort mit dem fremd schön klingenden Namen Caucana. …”
Unter den Leuchtturm, in den kleinen stillen Hafen, die langen Spuren der Geschichten entdecken und sich selbst an einem neuen Ort? Der Meeresfrau begegnen? Möchten Sie Poesie und Schreiben und Meer genießen? Na dann, ins Offene! Es blühen schon die Mandeln und gelben Margeriten am Weg!