Zum Welttag der Poesie

welttag der Poesie_Heidrun Adriana Bomke

Zum Welttag der Poesie

Das Leben ist Poesie. Die Natur. Die Wesenheiten alle.
Wir Menschen.

Ich sehe und fühle in allem so viel Schönes, so viel Liebes, so viele Farben, so viel Licht,
so viele Gaben, so viele Möglichkeiten!

Ich liebe das Leben.

Das fühle ich so stark, nachdem ich es fast einmal verloren hätte. Im Mai 2015.
Seitdem sehe ich noch viel mehr Poesie in allem. Seitdem “weiß” ich noch viel mehr von diesem Lebensschatz. Mich interessieren die Menschen und Wesen, meist finde ich die kleinen sehr schön. Nein, mich interessieren keine Autos, Häuser und Investitionen. Manchmal, wenn ich so durch die Gegenden komme, da sehe ich ein kleines Häuschen aus Holz oder Stein mit schönem Fenster. Ich denke niemals: Es wird “mein”. Vielleicht lädt es mich einmal zum Wohnen ein. Ich “weiß”, das wird irgendwann so sein.

Gerade komme ich von meiner kleinen Fahrradtour in Kladow am Rande Berlins zurück. Beglückt!
In der “BioCompany” mit einem älteren und so feinem Herrn gesprochen. Natürlich auf Abstand, wie sich das gehört in einem anständigen Land. Er war Mediziner. Es gibt viel größere Probleme auf dieser Welt als Corona. Wie viele Kinder sterben täglich an Hunger. Gegen die Malaria wird nichts gemacht. Vielleicht geht es mal wieder um Interessen und um die Untergrabung der Demokratie? Ich höre ihm zu. Wir lachen uns an. Ich kaufe meinen Dinkelzopf. Wie viele alte Zöpfe sind hier noch abzuschneiden?

Dann wieder losgesaust, einfach so drauf los mit dem Rad durch den Samstag-Morgen!

Da kam der kleine Bäcker am Ritterfelddamm. Ich stellte mein Fahrrad ab und fragte, ob sie noch einen Kaffee für mich haben. Ja! Ich mag es sehr, in kleinen Bäckereien zu sitzen und Kaffee zu trinken. Die Menschen kommen und gehen. Ich betrachte sie so gerne, wie sie Brot kaufen und den kleinen Schwatz mit den Verkäuferinnen. Diese Alltäglichkeiten. Sie sind das Leben. In jeder Geste, in jedem Laut. Jetzt höre ich immer wieder: Bleib gesund!
Das wahre Leben ist gesund. Poesie macht gesund. Sie webt die Lebensfäden. Wir weben sie aus Seide und Wolle und Licht und Gras und Schlingen und Blüten und Worten und Berührungen.
Ich liebe Berührungen.
Wenn die harten Mauern fallen. Die Berliner Mauer war lange nicht die härteste. Die mächtigen Herzmauern sind die großen Wunden. Berührung kann heilen. Poesie ist Berührung, ist ein großes Glockenläuten, damit alle aufhorchen, so schrieb die geschätzte Hilde Domin.
Berührung kann zum “Herz der Erde” führen, wie der mir so vertraute Sizilianer Salvatore Quasimodo schrieb. Ich glaube ganz fest daran. Das Herz bleibt, wenn wir uns die herzvolle Erlaubnis geben.!

Poesie kreiert Leben – Leben ist per se Poesie!

Poiesis, Erschaffung. Ja.
Wir können es mit jedem Atemzug – unser schönes Leben kreieren, gestalten!
Das meinte wohl Beuys auch mit der sozialen Plastik, seinem so weiten Kunstbegriff. …

So kam ich lächelnd aus dem Bäcker. Voller Poesie im Kaffee!
Wieder aufgesessen und einfach mal um die Kurve gefahren. Zum Kreieren gehört unbedingt das Entdecken, die Neugier! Wie soll sonst Neues entstehen?

Ins Offene, ins Freie möchte das Leben gehen – so kann es immer anders entstehen!

Es hat mich an den Glienitzer See geführt, das Morgenlicht. Durch Siedlungen und an vielen Birken vorbei. So viel Blühen und Glänzen! Ein alter Hund des Wegs und sein Frauchen. Ein Schwätzchen.
Dass ich auch so gerne die Menschen anspreche auf ein Hallo! Es macht mir Spaß, sie zu grüßen. Solch ein kleiens anhalten und Sich-Begegnen. Dann kam ich in eine Sackgasse in einem ruhigen Wäldchen. Schön. Doch hier ist ein Ende. Ich fuhr wieder hinaus.

Manchmal kann ich die Menschen nicht verstehen, ich gebe es zu.

Ich weiß wirklich nicht, was sie wollen mit ihren ernsten, geschäftigen, traurigen, müden, hilflosen, aggressiven, mutlosen … Gesichtern. Oder ich habe es vergessen, denn denke ich länger nach, erinnere ich mich daran. Auch an ihre vielen Ängste und Sorgen. Sie wollen alles wissen. Sie wollen sicher sein. Sicher heißt Haus, Geld, Auto, Urlaub, Einkaufen, sozialen Status, fertig. Da stand ich auch einmal. Kurz vor der selbst geschaffenen öden Struktur.
Doch wie soll das gehen? Das Leben ist doch in jedem Moment anders!
Ich durfte es erleben, durchleben. Welch Geschenk!

Damals wollte ich es erst nicht auspacken, das Geschenk der Krise, des Wandels, des möglichen Aufbruchs. Dann sah und spürte ich wahrhaft seine Poesie.

Das Leben half mir dabei! “Fertig” sind Sie, wenn Sie vor dem Sarg stehen!”, so sagte eine Begleiterin. Ja! “Stellen Sie sich mal vor, der Mann wäre nicht gegangen, dann wären sie nicht so frei geworden!”, sagte ein anderer weiser Mensch. Ja! Ich half mir auch selbst. “Ermächtigte mich”. Und da war die Hilde Domin mit ihren Worten wie reife Granatäpfel! Sie kam in meine Träume, warf mir den Granatapfel zu!

“Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug!” “Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum …”, so schriebt sie in “Ziehende Landschaft”. Hat man es einmal erfahren, dann vertraut man!

Die Poesie des Lebens ist Wandel, das ist ihr Wesen.

Mir gefällt der Satz, den ich öfter von mir gab und gebe: “Ich weiß es noch nicht.” Und er scheint mir sogar sehr logisch, um mal rational zu sprechen. Was wissen wir schon wirklich? Mit welcher Arroganz erwarten wir vieles, was so zu sein hat, wie wir es wollen?
Braucht es nicht auch die Demut vor dem Leben, dem Nicht-Kontrollierbaren?

Ich gebe mir Mühe. Ich atme tief durch. Ich lächle. Denn ich weiß:

Das Leben ist Poesie! Wir können sie nicht “ausschalten” oder lange Zeit anhalten.
Sie kommt!

Ich bin Poesie. Ich lebe und liebe sie.
Ich beschreibe mein Leben in Poesie. Hier kann man etwas davon lesen und hören. Mene Poesie.
Ich bin fast ohne Angst. Und kommt sie einmal, dann schreibe ich mich mit ihr. Bis sie vorbeigeht. So wird auch die Angst Poesie und fliegt hinaus.

Ich habe Vertrauen, denn ich sehe die unglaubliche Schönheit und Kraft des Lebendigen.

Das ist ein solcher Reichtum an Möglichen! Nur einiges habe ich bisher funkeln sehen. Es darf weitergehen! Als ich vorhin wieder am kleinen Hafen von Kladow ankam, war die Sonne hell und auch warm. Ich setzte mich auf eine Bank und besah die Gänse und Dohlen und Enten. Da kam eine Familie. Ein kleines Kerlchen, warm eingemummelt, stürmte auf die Gänse zu, und rief: “Hallo! Hallo! Hallo!”
Ich lachte laut. Welch Freude! Ja, ich kann es so gut nachfühlen. Ich spreche oft mit den Vögeln, Hunden und Bäumen. ich grüße sie täglich. Manchmal waren sie mir viel näher als die Menschen. Ich lehne mich an einen Baumstamm. Schreibe Verse:

Bäume ihr seid
unter euch tu ich lang schon wandeln
Buchen und Birken Pinien und Mandeln
Bäume ihr seid
Von den Wurzeln bis zum Kamm
Meine Begleiter ein Leben lang.

Ich wende mich bewusst ab von all dem Dunklen, dem erbarmungslosen Thanatos.

Nein, keine “Horrorszenarien”, keine bad news, keine Dauerbeschallung, keine ewigen Nachrichten und Grübeleien und unvergesslichen Gewalten, nichts von all den Düsternissen. Der Ruf: “Das ist aber die Realität!” Nein, meine nicht, ich wende mich der Wahrheit zu und die Wahrheit ist Liebe und Licht auf diesem Planeten. Zum Thanatos kommt nie ein Lichtstrahl. Mein Lebensmotto ist aber:

Auge in Auge mit dem Licht! – Sie ist schön, diese Hoffnung, diese Sehnsucht – Ja!

Gehe dahin, wo deine Sehnsucht dich findet!

Das ist einer meiner poetischen Leitsätze. Die Sehnsucht zeigt den Weg. Man darf ihr ruhig vertrauen, auch wenn man manchmal woanders landet. Keine Energie für die Düsternis! Sie zieht uns nach unten. Ich habe seit zehn Jahren weder einen Fernseher noch ein Radio. Ich gehe in keine Einkaufszentren – von vielen weiß ich noch nicht einmal etwas. Manche Stimme tun mir einfach weh. Ich wende mich bewusst ab. Nein, ich lebe auch nicht auf dem Mond. Ich bekomme sehr wohl sehr viel mit. Anders. Ich schaue in die Poesie des Lebens. Ich vertraue meinem Gefühl, meiner Intuition, die mich führt. Denn:
Ich bin Poesie – ich bin Gestalterin. Ich gebe mir die Erlaubnis.

Wir sind Poesie – wir haben alle diese Quelle in uns!

Wir tragen sie in uns, die Poesie, wir tragen sie mit uns. Sie ist um uns und über uns … sie fließt und schwebt – sie wandelt sich und uns! Manchmal wissen wir es nur noch nicht, das wir alle diese Gabe habe – unsere Lebensgabe, die Poesie des Seins!

Schenke der Welt DEINE Gaben, sie wird sich daran laben.

Davon träume ich.Das wir us poetische Geschenke werden und sind.

Und ich schicke meine Träume in den Tag. Zu euch hin … über-all hin.
Beim Philosophen Heidegger fand ich auch einen schönen Satz,

“Das Gedicht des Seins, gerade erst begonnen, ist der Mensch.” (Martin Heidegger)

Heidrun Adriana Bomke · Poesie des LebensSehr herzlich, Heidrun Adriana Bomke am Welttag der Poesie

Heidrun Adriana Bomke
Zwischen Vollmond und Sonnenaufgang ging ich am Meer in Punta Secca am 14.10.2019. Ein magischer Morgen.
Heidrun Adriana Bomke