Plötzlich … vielleicht ein Anfang?

Frühing_Anfang_Heidrun Adriana Bomke_Kladow

P l ö t z l i c h

… vielleicht ein Anfang?

Die ersten Veilchen pflanzen auf dem Balkon
sie lange lieb betrachten und
dem lustigen Lied der Morgengäste lächelnd lauschen

Alle Samen
die weitgereisten
Plötzlich aus den Koffern packen
als hätten sie es eilig

Gemeinsam mit ihnen warten
warten auf die wärmende Erde
Hoffnungsfroh sie dann hineinlegen
wie in ein träumendes Frühlingsbett

Vielleicht

genau das

Plötzlich

der Anfang!

© Heidrun Adriana Bomke · 10. April 2021, Breitehornweg Berlin


Liebe Leserin und lieber Leser,

ich möchte diesem Gedicht “Plötzlich … vielleicht ein Anfang”, heute Morgen frisch geboren und jetzt in die Welt geschickt, einen kleinen Kommentar mitgeben.
Jede und jeder von euch liest es auf seine Weise, bleibt an diesem oder vielleicht jenem Wortbild hängen oder hat eine Situation vor Augen, wird von einem Gefühl berührt – oder auch nicht -, spürt “etwas”. Was wohl?

Ich erfahre es meist nicht. Und das macht auch nichts. “Gedichte sind magische Gebrauchsartikel”, sagte meine liebe Vorgängerin Hilde Domin, deren Magie sich vor allem bei und durch den Leser entfaltet. Sie sind “zweckfrei” wie Liebe. “Es” geschieht einfach. Und das ist das ganz Wunderbare! Diese Worte geschehen auch mir einfach so! Oft im Betrachten, in einer schwebenden Aufmerksamkeit, die wenig mit dem funktionierenden Alltagsbewusstsein zu tun hat.

Heute möchte ich es einmal kurz beschreiben, wie es zu mir kam, das Gedicht.
Beim Aufwachen, ich schaute auf meinen Balkon, sah ich zuerst die kleinen Veilchen in den Kästen und spürte etwas ganz Zartes, Liebevolles, das mehr war als nur eine augenblickliche, kleine Freude. Ganz in der Tiefe kam das Wort-Gefühl “Anfang”. Waren/sind diese vor kurzem eingepflanzten Veilchen ein Seelenbild des Anfangs für mich? Des Anfangens hier in dieser kleinen Wohnung, meiner ersten nach zehn Jahren in Deutschland überhaupt wieder? Ein poetisches Zeichen des Beginnens in/an diesem Fleckchen Berliner Erde, des Ankommens in Deutschland wieder nach so vielen Jahren in meinem geliebten Sizilien und unterwegs? Zehn Jahre sind vergangen und die kleinen Veilchen und die Vögel und die Samen, die mir wirklich aus meinem Reisegepäck zufielen, angesammelt da und dort und nie ausgesät, sprechen sie mir aus dem Herzen, sanft, vorsichtig, doch plötzlich wahrnehmbar?

Das berührte mein Herz und ließ die weiteren Worte fließen … Die Magie der Poesie … Ich lausche …
“Plötzlich – vielleicht ein Anfang?”

Und vielleicht, wenn die Worte zu dir, zu euch kommen, lauscht ihr ihnen auch einmal nach.
Sie sind voller Zauber und sie sind Heimat, können das “Haus unserer Erfahrungen” sein. Es ist wahrhaft tief wohltuend und verbindend, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Viel Freude!

Eure Heidrun Adriana

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