“Macht es dich glücklich?” – vom Loslassen

Was macht dich glücklich?_ Loslassen von Sachen

Macht es dich glücklich? – vom Loslassen

Da stand ich mal wieder mit 5 Kisten mit Büchern und mit viel Papier und Sachen und Fotos. Die letzten, die ich noch bei einer Freundin am Ätna hatte. Seit ich in 2010 ein ganzes großes Familienhaus im Wendland / Niedersachsen räumte, beschäftigt mich das Thema:

Materie loslassen – Lebenswandel leicht machen!

Das ist wirklich ein guter Prozess! Nein, nicht unanstrengend, aber sehr erleichternd, wenn ich mich so erinnere an all den Ballast. Ein Familienhaus von 180 Quadratmetern mit Boden und zwei Garagen und unausgebautem Abstellraum über den Garagen und 800 Quadratmeter Garten … – das war heftig. Damals nahm ich mir ein Hilfe, um das zu berappen. Und ich wuppte es wirklich! Im Juni 2010 stand ein großer Container vor dem Haus. Am 22. März 2011 schrieb ich genau um 12 Uhr!:

High noon-Aufbruch um 12 Uhr

High noon

Heute Mittag um 12 ist mein altes Leben davon gefahren
Als es um die Ecke bog winkten wir uns noch einmal zu und lachten!

Das war wortwörtlich zu nehmen, denn der Umzugswagen der Firma Süßmilch fuhr um die Ecke mit meinen 13 Kubikmeter Restsachen – sie verschwanden ganz in der Ecke in dem großen Auto. Die Fahrer winkten mir wirklich nochmal zu – alles war so heiter! Nein, ich konnte noch nicht alles loslassen – es blieb dieser kleine Rest Materie von vielen Bücherkisten – sie waren alle gut beschriftet, das sollte sich “bezahlt” machen – und ein ein paar Lieblingssachen. Ich stand damals vor der Entscheidung: Alles weg? Und da sagte eine innere Stimme: Nein, damit überforderst du dich!
Ich wählte das aus, was mir irgendwie am Herzen lag und verabschiedete sehr sehr viel mit einem Dankeschön, eines auch mit einer Axt! Auch das musste sein. Ich erlebte dabei, dass ich aus einem anfänglichen Drama – Warum passiert mir das? Ich Arme!!! – in eine Freude und Leichtigkeit kam. Denn ich spürte das WOZU? Und es sagte in mir: Um leichter zu leben, um Platz für Neues zu schaffen, vor allem für neue Lebenserfahrungen. Zum Losgehen musst du loslassen! Es geht sich leichter ohne ein Haus auf dem Buckel, ohne den inneren Ballast: Was wird damit? Wow! Es war ein tolles Gefühl, damals, ich spüre es noch heute!!!

Ich fühlte mich unendlich erleichtert und trank einen Prosecco mit meinem Helfer!

Dann ging ich gleich auf Reisen in den Süden – eine Auszeit, meine erste mit 52 Jahren!

Und die ersten vier Monate davon sind nachzulesen im Reisetagebuch “Neumond in Syrakus”

Neumond in Syrakus-Reisetagebuch eines AufbruchsAus dieser Auszeit wird ein anderes Leben – Leben ist Wandel eben!

Auszeit in Sizilien
unterwegs auf Sizilien

Das schrieb ich dann schon 2017 und zu hören ist die ganze Reisewandlungsgeschichte in meinem Hörbuch “ÜBERMUT TUT GUT! unterwegs in den Süden – Reisetagebuch 2011-2017

Und seitdem habe ich Materie losgelassen und bin leichter geworden! Im Dezember 2013 löste ich das Depot bei der Firma Süßmilch aus. Da ist zu hören (Auszug “Übermut tut gut!”):

Übermut tut gut! unterwegs in den Süden4.12.13, Depot aufgelöst

Heute habe ich es beschlossen und schon umgesetzt:
Mein Depot bei der Firma Süßmilch in Uelzen, dass ich seit dem 22.3.11 bezahle und in dem ich manchmal “zu Gast“ war, löse ich nun zum 31.12.13 auf. Von 49 Bücherkisten bleiben 14 und wandern zu Freunden. Ich habe sehr spontan die genommen, die mir bei der Frage: Welche Bücher gehören zu dir? in den Sinn kamen: Bilderbücher, Märchen, Gedichte, Reisebücher, Kunstbände, E.T.A. Hoffmann und seine Zeit, Bibliothek der Klassik, Frauen, die Russen, die Afrikaner, Anna Seghers, Spiritualität, Hörbücher. Manchmal einzelne Titel: Der Afrikaner und Onitsha von Le Clezio, Transit von Anna Segerhs. Dazu noch ein Tischchen, das der Sohn getischlert und einen Lesestuhl und alles andere wird verschenkt. Das war ein langer Prozess des Loslassens und jetzt viel Erleichterung. Voilà!

So ging das dann weiter … denn auf Sizilien und im Unterwegssein begann ich ein richtig neues Leben!

Ich sehe mich noch mit meinem großen roten Koffer, der am Anfang 28 Kilo wog – heute habe ich meist nur noch Handgepäck, wenn ich fliege – … dann mit meinem kleinen schönen roten Nissan 2012 durch ganz Deutschland und Italien und Sizilien kurven und halten, wo ich Lust hatte, wo mich etwas “rief”. In diesem kleinen Auto hatte ich etwas Materie mitgebracht: meine Yogamatte!, eine Reisebibliothek, zwei drei Kisten mit kleinen schönen Dingen, Erinnerungen, Schachteln … ich hatte dann ein Zimmer unter dem Vulkan, inmitten der Natur und einer Stille und Weite! Ich richtete mir das Zimmer ein, kaufte mir lediglich ein Schlafsofa, einen kleinen Bambusschreibtisch, eine Bambustruhe und einen Teppich … und lernte die Sprache, fotografierte, schrieb Bücher, machte Ausstellungen, begleite Menschen poetisch in die Seele dieser phantastisch kraftvollen Insel … –

Zwischen Ätna und MeerViel reiches einfach schönes natürliches Leben und wenig Materie !!!

So das Fazit dieser  neuen Lebensreise, des großen Wandels … und so stand ich dann am 26. und 27. April nochmal bei meiner Freundin auf dem Reiterhof, wo letzte Sachen auf mich warteten. Ich hatte am 17. April 2017 mein Leben am Ätna beendet und war in den Süden Siziliens, nach Punta Secca / Caucana gezogen. Ein großer Schritt! Und kurz zuvor lief mir aus den Ätnawiesen ein kleines Hündchen zu … sie gehört jetzt zu meinem “Lieblingsgepäck”!

Der Leuchtturm von Punta SeccaAm sizilianischen Meer-Adriana und NeriingaDa habe ich ein kleines Häuschen mit Garten zur Miete und weiß schon, dass ich auch hier wieder gehe … – weiterziehe –

Nun komme ich zu der Frage, die mir eine junge Frau, Marlies, 18 Jahre, am 26. April 2018 auf dem Reiterhof meiner Freundin Petra am Ätna stellte, als sie mich mit den paar Kisten sah, die ich zu sortieren hatte. Ich hatte Marlies noch nie gesehen, sie war erst seit wenigen Tagen bei Petra. Sie schaute zur Tür herein: “Du sortierst? Habe ich auch gerade gemacht.”

Ja, sage ich, ich sortiere mich seit 2009 durch mein Leben!

Wir reden ein bisschen über das Sortieren und Loslassen. Ich frage sie: Was hat dir geholfen dabei? Da sagt sie diesen Satz. “Frage dich bei jeder Sache, jedem Buch, jedem Ding, jedem Schuh …:

“Macht es dich glücklich”

Ich staunte. Es war so ein leichter wertvoller Satz! Ich schaute Marlies an. Ein dreiviertel Jahr war sie schon in Nordfinnland mit minus 30 Grad Kälte … nun der Kontrast Sizilien. Sie geht einen ganz unorthodoxen Weg – ihren ganz ureigenen Lebensweg! Hat die Schule gelassen … macht Lebensschule, Erfahrungen! Und sie tut das mit ihren 18 Jahren schon sehr bewusst. Complimenti!
So sortierte ich mich durch die Kisten mit der Frage: Macht es mich glücklich?
Und wusste plötzlich, dass ich die Fotokiste von 2015 nicht mehr zum Glück brauchte und auch nicht das Schmuckdöschen …, wohl aber den Ordner mit all meinen Schreibangeboten, die ich seit 10 Jahren in die Welt gebe. Da hüpfte sogar mein Herz, da lachte ich, als ich ihn in den Händen hielt! …

schreibend unterwegs auf Sizilien
Foto Petra Dorau

Und so ging das ein paar Stunden und am nächsten Tag kam Gott sei Dank die Papiermüllabfuhr am Ätna und alles wanderte weg …! Marlies sagte auch:

Du kannst stolz auf dich sein!

Du hast viel losgelassen …
Das tat mir gut. Danke, liebe Marlies! Wie überhaupt an der Stelle ein Dankeschön steht. Denn immer begegnen mir im rechten Moment Helfer.
Ich danke ihnen allen. Und ich danke mir!
Ja, entscheiden und gehen und loslassen, das muss man schon alleine tun! Die Wegbegleiter gesellen sich dann dazu. Darauf kannst du immer vertrauen, wenn du im Fluss deines Lebens bist.

Und ich habe mich belohnt!

Ja, ich habe mir einen lang geheim gehegten Wunsch erfüllt – einen sizilianischen Tisch aus Lavastein mit den Früchten der Insel! Mit Limoni, uva (Trauben), melograni – Granatäpfeln, denn Worte sind ja reife Granatäpfel, wie Hilde Domin sagte und ich am eigenen Leib erlebte! Da ist mein ganzes fruchtbares Leben in den Wechseljahren drauf und drin, mein ganzes schönes Entdecken des neuen Lebens!
Tania Mazzaglia, eine Künstlerin in Nicolosi, die mit Lavasteinen arbeitet, hat es mir gemacht. Zu ihr bringe ich immer die Menschen, die ich in die Seele Siziliens begleite. Tania gehört für mich zu dieser Seele. Eine Frau in den 30ern, zwei Kinder, verheiratet, eine Künstlerin mit ganz eigenem Anspruch. “Ich arbeite mit den Steinen, mit denen ich aufgewachsen bin.”
Oft haben wir uns unterhalten … doch das ist eine andere Geschichte!

mein sizilianischer TischIch sage dem Leben ein Dankeschön! Und ich weiß, dass dieser Tisch mich begleiten wird … ich habe ihn sogar eigenhändig getragen und aufgestellt – Lava ist nicht leicht, nein. Doch es ging ganz leicht, denn dieses Tischchen – mein neues Schreib-Mehrzwecktischchen

Macht mich glücklich! Ja – überglücklich!

Worte siind reife Granatäpfel_Heidrun Adriana BomkeHeidrun Adriana Bomke, die Frau mit dem Übermut und der Poesie des Lebens