“Nachts” – Poesie

Heidrun Adriana Bomke_Nachts_Gedicht

NACHTS

Der leise Regen
Das leise Rauschen
Du große stille Nacht
Meine geliebte Schwester

Ich schaue in die lautlosen Nachtgestalten
Ahne die Tauben mit ihren Jungen im Nest
So viel Liebe wohnt in den Zweigen
Ein grünes Herz

In meinen Adern strömt es
Schließe ich die Augen sitze auch ich im Nest
Im Weltennest mit all dem Leben
Doch taugt das Wort noch – Leben?

L E B E N

Ich weine
Weine tags und in der Nacht
Meine Augen sind wund wie mein verschrecktes Herz
Mein Leib ist leicht und schwer zugleich
Bin ich das?
Wie durch ein Sieb fließt es
und ich weiß nicht ob
hinein hinaus
hinaus hinein

Durchlöchert
Durchlöchert bin ich wohl
Vom Knall vom Schall in den Himmeln vom Straßengedonner
Von den stummen Gesichtern überall
Kein Gruß kein Lächeln alles so egal

TROSTLOSES SEIN?

N E I N.

Meine Finger kribbeln
Doch mein Herz es stockt
Zaghaft ist es geworden in all dem vertrockneten Leben
Wenn ich die Augen schließe kann ich mir zulächeln
Mich wiegen im warmen Weltennest
Den Herzschlag zärtlich spüren

Manchmal jedoch die Furcht:
Nie wieder einen Stift in die Hand nehmen zu können zu wollen
Wie soll ich all das aufschreiben
Es verschlägt mir meine Sprache

Und das tut unendlich weh.

© Heidrun Adriana Bomke am 3. August 2023, Berlin
Dichterin, Lebensreisebegleiterin, Literaturwissenschaftlerin
Hier verlinke ich zu meiner Sprachreflexion: SPRACHLOS