Die Orange von Franco – sizilianisches Tagebuch – Punta Secca-Caucana

Die Orange von Franco, sizilianisches Tagebuch am 20.1.18

Gerade, als ich noch etwas in die vielen südlichen sizilianischen Sterne schaute über Caucana, spürte ich meine Herzensfreude. Der ganze Tag lief noch einmal durch meine Seele und nun setze ich mich hin und schreibe wieder mein sizilianisches Tagebuch. Wie ich es seit sieben Jahren mache – mich schreibend begleiten.

Was war das für ein schöner Tag, der 20. Januar 2018!

Er war so sonnig nach einer kühlen trockenen Nacht. Hier am Meer haben wir oft viel umiditá – Feuchtigkeit. Dann erhob sich so gegen 8 Uhr die Sonne sehr hell und ich beschloss, mit Silvia, Giuseppe und ihrem kleinen Pittbul Leo gemeinsam mit meiner Hündin Neringa in die „Forestale“ zu fahren, nach Randello.

Die Forestale – Randello und aspàrago

Eine Naturanlage, eine alte Düne zwischen Santa Croce und Gela, bewaldet mit Eukalyptus und Pinien. Dort wächst wilder Spargel – aspàrago. Wir sammeln im frühen Sonnenschein. Wir sind fast ganz alleine. Die Hundekinder vergnügen sich. Spielen ausgelassen miteinander, rennen um uns herum. Bald habe ich ein ganzes Bündelchen aspàrago in der Hand. Am 20. Januar 2018!Er steht jetzt in meiner Küche und morgen gibt es Spargelsuppe oder Reis mit Spargel. Ich freue mich schon!

Wir fahren zurück. Ich trinke einen Cappuccino am Meer mit Blick auf die „Casa di Montalbano“, wo Camilleri-Verfilmungen gedreht werden. Ich lache wieder, wie ich sehe, wie die Touristen einfach nur das Türschild fotografieren. Nichts erfahren, nichts vorgelesen bekommen – sie wissen nichts von dem diesen Meeresfleckchen Punta Secca.

Na, das mache ich anders, wenn ich Menschen hier begleite:

Bei einer Schreibreise – Haikur am Meer von Punta Secca!

Ich bin mittlerweile tief eingetaucht in die Literatur und Geschichte und in das sizilianische Leben. Heute bin ich zum Mittagessen eingeladen – zum pranzo. Ich esse gemeinsam mit Silvia, Giuseppe, Salvina und Franco am sonniglichen Tisch mit geöffneter Terrassentür. wir haben heitere 18 Grad, heute auch kein Windchen. Salvina hat alles bereitet – sie ist flink in der Küche. Alles sitzen, la mamma bedient. Ich halte mich an die Regeln und genieße einfach.

Il pranzo a Punta Secca da Salvina e Franco – sizilianische Küche

Lentichie

Pasta carbonara

Fritelle di Zucchine

Zucchine alla piastra

Funghi al forno (Pläius)

Pepperoni arostiti

le triglie (Fisch)

frutto della passione

Mostarda

Ja, das habe ich alles alles probiert! Fritelle di Zucchini und die Funghi al forno haben mich verzückt! Ich koste alles mit Genuss. Esse, lache im Tumult der Stimmen.

Es ist das mein allererstes Essen mit einer ganzen sizilianischen Familie,

die ich komplett nicht kenne. Einfach so eingeladen nach Hause. „Mangi con noi? Vieni per il pranzo. La mia mamma cucina.“

Und wie sie kocht, die Mamma von Silvia, mit der ich mich befreunde!

Und wir erzählen, d.h. alle erzählen und ich versuche alles zu hören!

Salvina und Franco sind die Eltern von Silvia, die 46 Jahre und noch 2 Geschwister hat.

Franco ist 1938 hier in Punta Secca geboren und erzählt.

Fünf war er, als die Amerikaner anlandeten. Und er erzählt, ermuntert durch seine Frau Salvina. Wie er damals am Morgen aufstand und mit den anderen Jungs zum Hafen ging. Wie alles schwarz war von Schiffen. Wie sie ein paar Sachen genommen, auf den Carrello geladen und ab nach Santa Croce, wo man heute noch die Schießscharten der Deutschen sehen kann. Die waren schon Tage vorher ins Landesinnere geflüchtet. Wie sie sich versteckt in einem Erdloch. Ich frage, wie das alles war. Der ruhige Mann sagt: “Ich war fünf. Es war wie ein Abenteuer!”

Und dass sie dann wieder zurückkamen und die Amerikaner in ihrem Haus fanden. Dass ein Offizier dann für Ordnung gesorgt. Dass sich dann alle soldaten betrunken — es wurde hier Wein angebaut und alles lag in großen Fässern, wie sie sich aus Angst wieder auf den Weg gemacht und unterwegs die vielen toten Soldaten gesehen, die gegen die Amerikaner angerückt – für nichts. Wie er später mal einen ganzen Karren mit Toten gesehen, der kleine Junge, und sich erschrocken.

Franco und Salvina. Salvina, die noch nicht einmal 18 war, als sie heirateten. Sie zeigen mir ihr wunderschönes Hochzeitsbild – hier im kleinen Hafen von Punta Secca haben sie gestanden.

Unter dem Faro von Punta Secca, der den Meeresweg beleuchtet

Franco mit seinem breiten ruhigen Gesicht mit den grünlichen Augen. Der kleine untersetzte Mann vom Meer in Punta Secca, den ich auch manchmal auf der Piazza treffe. “Hier sind alle kleiner, hier waren die Araber.” Gemächlichen Schrittes geht er. Irgendwo in der Campagna hat er einen wilden Garten und auch Orangen. Und dieses Haus mit drei Stockwerken im Abstand von Jahren gebaut. Wenn das Geld eben da war. In einer konnte man leben … Und jede Etage gehört heute einem Familienmitglied. Und Salvina zeigt mir die Fotos der Enkel. Das Haus ist voll mit Bildern, gemalt von den Töchtern. Eine ist Modezeichnerin in Rom . Manchmal fährt Salvina dorthin und lässt sich von Rom bezaubern. Dort ist die andere Tochter Modedesignerin.

Und Franco legt dann ohne Worte eine ganz ganz große Orange vor mich hin. Groß wie ein Ball!

Und gibt mir einen ganzen Beutel mit frischem Gemüse – melanzane, pepperoni, pomidori – nein, ich brauche eine ganze Zeit nicht einzukaufen.

Mein Herz ist voller Freude und Offenheit und da fließt dann am Nachmittag auch noch die volle Sonne am Meer hinein … und abends treffen wir uns nochmal unter dem faro, dem Leuchtturm von Punta Secca, der schon immer hier war …

Ich schenke den lieben Menschen meinen Gedichtband „Wo das Licht wohnt“ / Dove abita la luce.

Wie sie zu mir sagten: „Du nimmst alles in dich hinein und dann kommen die Worte heraus.“ Silvia sagt: „Sei una trasformatrice.“ Ja, so ungefähr, wenn die Worte mich an der rechten Stelle finden.

Ich erinnere mich beim Niederschreiben, wie ich mich in Ortigia 2012 immer abends immer auf der Treppe des Doms versammelte mit allen … da war ich noch ziemlich neu hier in Sizilien. Wie oft ich dann am Ätna in den weiten Himmel sah und unten die Lichter von Catania leuchteten mit den Sternen.

Die Sterne, die ich jetzt in Caucana / Punta Secca betrachte.

Neben mir schläft nun ganz ruhig mein Hundemädchen Neringa. Auch ich gehe jetzt ins Bett und wünsche eine Gute Nacht!

Buona notte. Morgen wird sicher ein schöner domenica!

Welch ein Tag, der 20. Januar 2018!

Was war das für ein Jahr? oder Ich will leben!

Was war das für ein Jahr? oder Ich will leben!

Vielleicht fragen Sie sich das auch gerade? Halten Sie Ausschau nach hinten und nach vorne? Für viele, so entnehme ich den Stimmen der Frauen und Männer, die mit mir gereist sind, geschrieben haben, die bei Lesungen mit mir sprachen, war es ein bewegtes. Warum auch nicht?

Leben ist Bewegung! Leben ist Wandel.

Nein, das ist keine Floskel. Ja, auch für mich gab es Veränderungen, viel Neues. Ich habe Entscheidungen getroffen. Menschen und Orte losgelassen, die mir nicht mehr gut taten. Habe meine neue Homepage “Poesie des Lebens” in die Welt gebracht! Und

Mein 1. Hörbuch mit dem Titel: ÜBERMUT TUT GUT!

Und das alles nicht allein, sondern verbunden mit lieben Menschen und dem großen schönen ganzen Leben. Danke an alle!

Im Dezember 2017 ist mein Reisetagebuch der Jahre 2011-2017 als Hörbuch erschienen: ÜBERMUT TUT GUT!

Zwei Hörproben nehmen Sie mit in das Jahr 2015, das den Titel trägt:
ICH WILL LEBEN! Ich lebe bereits vier Jahre zwischen Deutschland und Sizilien.

Jahresbeginn 2015 – ich träume vom Vulkanausbruch, bin eingeschneit am Ätna, sitze auf einem Felsen, betrachte Sizilien aus der Luft, begegne dem Tod … liebe und lebe.

Jahresende 2015 – ich schreibe einen Brief an eine Freundin und resümiere mein Jahr –
“Nein, ich möchte mich nicht mehr im Stich lassen.”, so heißt es am Ende.

Viel Freude, viel Inspiration beim Hineinhören in ÜBERMUT TUT GUT!

Und vielleicht greifen auch Sie einmal zum Stift unter dem Titel:

Ich will leben!

Was macht Ihr Leben aus? Was macht Sie gelassen, zufrieden? Was beseelt Sie? Ja, wo wohnt gar Ihre Seele? Was hat Sie irritiert, verletzt gar oder traurig gemacht? Haben Sie Sehnsüchte? Wo ist Ihr Zuhause?

Es tut wohl, bewusst und “aufgeräumt” durch das Jahrestor zu gehen.

Schreiben bringt Gefühle und Gedanken ins Bewusstsein.

Nun geht es zu Ende, das Jahr 2017. Es ist gut, mit Ruhe zu schauen. Ja, auch abzuschließen, was nicht mehr zu einem gehört. Das darf man tun! Und sich fragen: Wohin geht meine Lebensreise 2018? Das darf man fragen. Je bewusster es geschieht, um so klarer werden wir in unseren Handlungen.

Schreiben ist auch Klarheit finden.

Ja, vielleicht schreiben auch Sie einen Brief – an eine Freundin, an sich selbst, an das Jahr. Schreibend sich betrachten. Dem Herz mit dem Stift in der Hand Raum geben. Fragen Sie sich vielleicht auch, wo Ihre Seele wohnt? Ich tue es beim Tagebuchschreiben öfter. An vielen Orten. Schreiben kann man überall!

Meine Fern-Schreibkurse

geben Ihnen die Möglichkeit, sich schreibend zu verbinden, zu erspüren, auszuprobieren …: einfach von zu Hause. Für sich alleine. Fragen Sie gerne nach und lesen Sie auch Schreibbeispiele hier in meinem Lesecafé. Sie können es gerne auch abonnieren.

Und schreibend können Sie sich und auch Sizilien entdecken, schon ab Ende Februar: Haikur am Meer

Mein Schreibcredo ist:

Die beste Art zu schreiben ist mit den ureigenen Worten und diese fließen direkt aus dem Herzen in die Hand.

Dank zum Jahresende 2017

Ich bedanke mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern, bei Freundinnen und Freunden, bei den Menschen, die mit mir geschrieben haben, mit mir gereist sind nach Sizilien, zwischen Ätna und Meer und an andere Orte. Menschen, die mich inspiriert und unterstützt haben. Ich freue mich an all diesen kreativen Begegnungen:

Ja, ÜBERMUT TUT GUT!

Vertrauen in den eigenen Weg mit all seinen Wandlungen, die Geduld brauchen. Das Leben ist kein Programm und auch keine Studienreise – es ist ein Mosaik von vielen Erfahrungen. Reisen Sie mit mir, schreiben Sie mit mir, genießen Sie ein Lesung und Sie werden spüren, dass Ihre Seele Flügel bekommt!
Schaue Sie gerne auf meine Termine. 

Fragen Sie gerne nach! Ich freue mich auf unsere Begegnungen.

Möge Ihr Übergang in das Jahr 2018 voller Freude, Zuversicht, in Gesundheit, in Vertrauen und in guter Gemeinschaft sein. Herzlichst Heidrun Adriana Bomke,
30.12.17, Weimar

Fotos: Petra Dorau, Heidrun Adriana Bomke