An einem Januartag 2011, vielleicht war es der 22., ja, es könnte der 22. gewesen sein, traf ich eine Entscheidung. Keine unbedeutende. Vielleicht gibt es auch gar keine unbedeutenden Entscheidungen. Doch diese da, die vom 22.1.2011, war wohl bedeutsam. Man spricht auch über Entscheidungen von großer Tragweite. Ich entschied, als ich gelehnt an eine alte Hauswand in Hitzacker zu dem Haus schaute, in dem meine neue Wohnung hätte sein können, erst gar nicht hineinzugehen. Und auch nicht in eine andere Wohnung im Wendland. Ich entschied, keine Wohnung zu nehmen, als sich mein vorheriges Zuhause unwiederbringlich auflöste. Das entschied ich da, gelehnt an die Hauswand in einem Graunieselwetter, das mir sicher geholfen hat. Nein, sagte ich. Nein. Das fühlt sich nicht wahr an. Das trägt mich nicht, sagte etwas in mir. Und es fühlte sich gleichzeitig auch seltsam an. Wie ich da meine innere Stimme vernahm. Es irritierte mich – war ich verrückt, keine Wohnung nehmen? – und es war doch wahr. Ganz klar.
Falls ich mal ein Drehbuchscript schreibe, dann fange ich mit dieser Szene an: Eine Frau, Anfang 50, lehnt an einer Hauswand und trifft ganz still eine weittragende Entscheidung. Fühle ich in dieses Bild hinein, fließt ganz viel Kraft, wie selbstverständlich.
Ja, diese damalige Januar-Entscheidung von 2011 hat mich wahrhaft weit getragen!
Auf allen Ebenen. Bis zum Feuerberg Ätna auf Sizilien und bis tief in meine Schöpferkraft, die neu erwacht, als ich Anfang 50 bin.
Im Januar 2012 bin ich dann am Ätna. “Ankommen – Zwischen Ätna und Meer”, so heißt es in meinem Reisehörbuch “Übermut tut gut! Unterwegs in den Süden”für das Jahr 2012. Nur ein Jahr war vergangen. Von Januar zu Januar.
Was habe ich im Januar 2012 zu erzählen?
Von Vulkan, Orangen, einem Mann mit schönen Händen, dem so schönen Wetter, den stillen Ästen im kühlen Morgen … – hören Sie selbst!
Und dann gibt es noch viele Januare, immer wieder Januare. Den Januar 2015, da bin ich zeitweilig in einem Ferienhaus in Langendorf an der Elbe und träume von einem Vulkanausbruch – ganz viel Feuer! … und viele Januartage am sizilianischen Meer in 2016 und 2017.
Und nun hier, in Berlin-Kladow am 25. Januar 2020. Hier sitze ich in einem “Studio”, meinem jetzigen Dach über dem Kopf, schaue auf die Havel, die da irgendwo im Dunkel schleicht. Nicht weit weiß ich einen kleinen Hafen. Ich sitze an meinem Reiseschreibtisch und schreibe.
Und wo ich schreibe, da bin ich auch zuhause. In jedem Januar.
Gefällt Ihnen meine Arbeit und würden Sie mich gerne darin unterstützen?
Dann nutzen Sie bitte den Paypal-Button. Jeder Betrag landet auf meinem Geschäftskonto und wird für die Pflege und Weiterentwicklung meines Blogs verwendet. Herzlichen Dank!
Als der Sommer begann, da war ich in Berlin. Berlin-Wannsee. Seltsam – wie kam ich plötzlich dahin – ich war doch gerade noch auf Sizilien?
Aber, warum auch nicht Berlin? Alle gehen dahin.
Warum nicht Wannsee? Ich lass das Fragen. Da gibt’s nichts zu sagen.
Endlich konnte ich hier singen: “Pack die Badehose ein …”
Und ich ging gleich ohne hinein! In den Wannsee und den Sacrower See.
Das Berlin-Potsdamer Sommersein legte sich ganz wohlig in Seele und Leib hinein.
Schiffchen fahren auf sieben Seen, Freundinnen, neue Menschen, alte Bäume und meine Söhne sehen ..
Und einmal, da war ich ganz allein – da sah ich in das “Herz der Erde” hinein:
Ich sah es nicht nur im Sacrower See fröhlich schlagen. Ich spürte den großen Lebenspuls schlagen. Schließ ich die Augen, dann kann ich es hören. Dieser Herzschlag, der wird mich führen.
Ich war einfach da, ganz und gar, im Berliner Sommer im 2019er Jahr!
Nun leb ich mich hier in den Herbst und so weiter hinein …
Wie lang das dauert? Wer weiß das schon?
Lebendigkeit ist mein wahrer Lohn.
Als ich dieses Herz in Punta Secca am sizilianischen Meer Anfang Oktober 2019 mit meinen Fingern in den Sand malte,
immer wieder die Kurven formte, da war ich voller Wonne, Liebe, Freude! Ja, ich fühlte, dass alles gut war und ist. Ich hüpfte am und im Meer herum, ich zeichnete mit der Hand, ich legte mich in den warmen Sand hinein, ich lachte … ich war so präsent und strahlend glücklich! Mir erschienen diese Wochen am Meer wie ein Traum, wie eine Belohnung. Vielleicht ein großes Abschlussfest?
Mir wurde ganz klar: Ich hatte und habe mir die Erlaubnis zu einer großen neuen Lebensreise gegeben!
Mit dem Unterwegssein, mit Italien, Sizilien, mit meinem Mut zum Eigenen! Seit 2011. Eigentlich seit 2004.
Eine völlig neue, freie und unkonventionelle Lebensform! Eine Entdeckung, eine Heldenreise, eine Öffnung, eine Wandlung! Reisen, sich dem Moment hingeben, sich öffnen für das Schöne und Helle und schreiben und kreieren! Und genau so auch leben. Daraus schöpfen und davon leben. Es so weitergeben. Ich bin begeistert, dass es so ist und sein darf. In jedem Lebensmoment. Ob auf Sizilien oder bei meinen alten Eltern; ob während der Schreibreisen, bei den jungen Leuten in der Schule; ob einfach beim täglichen Tun, bei der Begegnung mit Menschen und Tieren … – es entsteht so viel Schönes und Menschliches daraus!
ICH LEBE SO GERNE!
Und das bringt Bewegung und Lebendigkeit. Denn das Leben trägt ja weiter. Ich lausche mir und ihm und frage mich, was es von mir möchte … es flüstert, manchmal schreit es auch, manchmal träumt es mir was zu … und hält mich in Bewegung.
Allein in diesem Jahr 2019 hatte ich mindestens acht unterschiedliche Wohnorte, wo ich länger war:
Über Mietshaus mit mediterranem Garten, Mietwohnung in Punta Secca, air-bnb (find ich toll), Bed&Breakfast, Mietwohnung in Rand-Berlin … bei Eltern und Freunden und Bekannten … – ich mag das, das gehört auch zu mir. Ich habe mir Tinyhäuser angeschaut. … Ja, ich habe auch sieben Mal Sachen bewegt. Das muss ich nicht jedes Jahr haben(!), doch Ordnung machen, Aufräumen, Klarheit mit den Sachen schaffen, das ist mir eine Tugend geworden. Immer weniger haben. Mit wenig Schönheit schaffen. Meine Schönheit. Ich habe neue Gegenden kennengelernt, Berlin-Kladow, Sacrow und sie erkundet. Eine weitere, zusätzliche freiberufliche Tätigkeit in einer Waldorschule begonnen (das war eine innere Stimme, die mir das sagte). Ich war in Parin und am Chiemsee, in Rosenheim, in Thüringen, Bremen, Lüneburg, Wendland … immer wieder auf Sizilien. Und das sind nicht nur äußere Orte.
Es sind mir meist auch Schreiborte. Orte der Kreativität. Der Präsenz.
Ja, ich entdecke unglaublich gerne und ich bin da auch sehr neugierig und leicht wie ein Schmetterling!
Auf meine Art. Zu Fuß, mit Bus oder Rad. Schwimmend. Mit der Bahn bin ich zweimal nach Sizilien in diesem Jahr. Nochmal den Weg bewusst wahrnehmen, die Landschaften, die die Menschen so formen. Den Brenner und Südtirol und immer wieder die Meeresenge von Messina, wo der Zug in den Bauch eines Schiffes fährt und auf Sizilien wieder heraus. Und mein Büro habe ich dabei, denn ich bin ja immer noch keine Millionärin (hahaha) und meine Angebote wachsen aus diesen Bewegungen und Begegnungen heraus. Ja, sie sortieren und verändern sich. Wachsen heißt für mich: wahrhaftig zu sein. Was nicht mehr zu mir gehört, das fällt auch von sich aus weg oder strengt mich so an, dass ich es nicht wiederhole. Und langweilen darf es mich auch nicht …!
Freude, Begeisterung, Offenheit – das sind die tiefen, sprudelnden Quellen der Kreativität! Genau das ist meine tolle, neue Erfahrung!
Früher, vor 2009, hatte ich auch manchmal aus Not geschrieben. Der Antrieb war Entlastung. Das war auch okay. Doch frei machte es mich nicht. Es blieb irgendwie eng, fühlte sich vielleicht etwas weniger schwer an. Schreiben aus Seh nsucht heraus bekam dann später schon eine andere Qualität. Da ging langsam ein Samen auf, öffnete sich der Himmel. Vorsichtig, aber doch! Ich holte langsam Luft, ich schrieb von einer Nomadin, ohne es bewusst wahrzunehmen. Bis mich das Leben ganz heftig stuppste – ja, ich sehe es heute als Geschenk, dass ich mit 50 Jahren eine handfeste Trennungs-Krise erlebte – und dann mutig und mit Unterstützung das Offene, ganz Neue, ganz Ungewisse und damit das Liebevolle und Leichte und Friedvolle wählte und einfach losging. Da hatte es nochmal ordentlich gekracht und das Leben gab mir einen Ruck und ich mir die Erlaubnis loszugehen.
MeineBücher geben poetisches Zeugnis.
Ich erlaube mir das Offene, die Freude, die Lebensbegeisterung. Ja! Ich brauche sie.
Ja, ich gebe mir das Versprechen und ich gab es mir schon einige Male. Ich bleibe mir treu! Wer einmal Schmetterling war und ist, der lässt sich nicht mehr einfangen. Auch wenn es immer wieder der Wandlungen bedarf. Ich “weiß” nun ungefähr, wie es sich wandelt und erfahre immer mehr davon.
Ich traue meiner Intuition. Ja. Sie führt mich, meine Wahrheit zu leben und in die Wirklich keit zu geben.
Das ist die Auf-Gabe nun. Kraftvoll mit Worten berühren und die Menschen schreibend, reisend ins Offene und Freie und Kreative führen. Das ist mein “Kulturbeitrag”. Ich schreibe hier viel von mir und mancher mag vielleicht sagen: “Man, nimmt die sich wichtig!” Und ja, ich nehme mich wichtig, weil ich wie jedes Wesen auf diese Erde mit einer Bestimmung gekommen bin. Sinnvoll sein möchte. Meine Gabe erkennen und in das Große einspeisen möchte. Mein Licht nicht mehr unter den Scheffel stellen möchte. Mich noch mutiger und präsenter zeigen möchte mit
Und das habe ich mir versprochen und tue etwas dazu! Eine neue Ausbildung habe ich mir erlaubt (auch sie habe ich durch Intuition gefunden), die mich auf diesem meinen Weg begleitet von 2019 bis 2021. Meine Lehrerin ist Dr. Christina Kessler, eine Ethnologin, die seit 40 Jahren die Weisheitslehren der Ureinwohner erforscht und daraus wesentliche Erkenntnise für Theorie und Praxis unseres bewussten Lebens gefunden hat: den universellen Prozess der Lebensintelligenz. Ein großes Bewusstseinstraining mache ich bei ihr und wie beglückt mich das, mit Gleichgesinnten vereint zu sein! “Dient es dem Leben? Was will das Leben von dir?”, so die Fragen. Das schließt natürlich auch ein, dass es zunächst mir selbst dient! Um Aufopfern geht es gar nicht. Aber darum, den Blick von innen nach außen zu richten und umgekehrt, wenn Entscheidungen zu treffen sind. Und das ist täglich!!!
Dieser eigene Weg, diese eigene Wahrheit ist das Schatzkästlein des Seins.
Und hier setze ich mal den Schlusspunkt für jetzt. Das wollte alles hinaus. Mein Schatzkästlein ist gut gefüllt. Randvoll. Liebevoll. Herzvoll.
Mein Schreibmotto habe ich gefunden:
Die beste Art zu schreiben ist mit den ureigenen Worten und diese fließen unmittelbar aus dem Herzen in die Hand!
So inspiriere ich Menschen, sich kreativ zu öffnen und sich an licht- und kraftvollen Orten noch mehr ins eigene Licht zu schreiben.
Ich inspiriere dazu und begleite dabei, sich die Erlaubnis zu geben (!), offener, freier und damit ureigen kreativer und menschlicher zu leben. Probieren Sie es doch einmal aus! SCHREIBREISEN
Ich bin dankbar für all das Erlauben und die Lebendigkeit, die in mein Leben kam. Für das Spüren einer tiefen Lebensquelle, die für uns alle da ist: Eine große Lebensenergie! Hier, in meinem Geburtsort, sehe ich sie immer an einer Quelle, die neben einer großen Linde fließt, fließt, fließt … Das Leben hat viele Bilder, die uns den Weg weisen. Das Leben schenkt mir wirklich viel und ich möchte ihm noch viel Schönes geben.
Ja, ich erlaube es mir! In Berlin, Sizilien … wo auch immer mich das Leben hinführt!
Ich bin bereit. Ich bleibe mir treu.
Meine Novembergedichte laden ein, den eigenen inneren Raum zu betreten.
Leer wird es um uns.
Wir sind in der Zeit des stillen Wandels. Die Blätter, die so lange sich noch am Ast halten, fallen nun langsam wie müde goldene Herzen. Schweben ins Irdische hinab. Die Tage werden kühler und das Dunkel umfängt uns nachmittags immer früher. Ich mag diese unaufgeregte Zeit des Dunkels als Raum der inneren Einkehr.
Fast unwirklich manchmal befinde ich mich in einem magischen Seelenzustand.
Die Grenzen verschwimmen im großen kosmischen Raum. Der November ist eine poetische Einladung, mich selbst in diesen Übergängen zu erleben und zu fühlen. Das Vergehen geht bildhaft mit mir mit. Der Tod ist an meiner Seite. Ich kann es spüren. Fahr ich manchmal über’s Wasser, dann ist es wie eine Überfahrt ans andere Ufer. Es hat eine anmutige Schönheit. Führt mich auch zum Gebet. Eine Demut vor dem Sein. Rilkes Texte über den Tod, Hölderlins “Hälfte des Lebens” sprechen zu mir.
Meine Novembergedichte kommen aus dieser seligen Dunkelheit, den stillen Übergängen.
Ich wohnte in Magdeburg. Am Rande der Elbstadt.
In einem Reihenhaus mit Garten. Eine Mansarde.
Ich teilte sie mit meinem Mann und unserem dreijährigen Sohn. Eine kleine Schlafkoje mit Kinderbett, eine kleine Wohnstube mit Ofen und eine Wohnküche mit Sofa und Waschbecken. Zum Baden holten wir manchmal die Zinkbadewanne aus dem Keller. Wir bezahlten 37 Mark und 50 Pfennig Miete. Im Garten gab es einen großen Kirschbaum. Unter uns, links und rechts, wohnten zwei ältere Omis.
Vor dem Haus stand unser himmelblauer alter Trabant Kombi.
Ein paar Meter davon war die Bushaltestelle. Die Geräusche der Türen. Plötzlich höre ich sie wieder. Ein Zischen, wie wenn man Luft ablässt. Zehn Meter weiter rechts die Telefonzelle. Linkerhand kam der KONSUM. Dort kaufte ich damals oft Jogurt in kleinen Flaschen. Mal Vanille, mal Himbeere und mal ohne alles. Das erinnere ich genau. Ich mochte vor allem Himbeere. Vanille war klatschsüß. Obenauf war ein Verschluss aus Alu, der knackte, wenn ich die Flasche öffnete. Kakaomilch gab es auch in diesen kleinen Flaschen.
Es war der Herbst nach dem Sommer 1989.
Der Herbst nach dem Urlaub in Arendsee. Unser Sohn fuhr fröhlich auf seinem roten Roller. Wir standen auf dem Steg am See. Davon gibt es Bilder. Und die Bilder im Fernseher. Kinder werden über Zäune gereicht. Sie weinen. Menschen schreien. Jubel. Budapest, Prag …!
Ich sah den Bildern zu.
Meine Hände legten sich auf meinen Leib.
Es war der Herbst nach dem Sommer 1989.
In meinem Bauch wuchs unser zweites Kind. Es machte sich riesig dick in mir im November.
Dem November nach dem Sommer 89.
Man fuchtelte mit neuen Instrumenten an und in meinem Bauch herum und verordnete, ich solle viel liegen. Sonst könne es früher kommen.
Dazu kam es nicht.
Ich ging nun nicht mehr zur Hochschule zum Arbeiten. Ich ging fast nirgendwo mehr hin. Ich hörte von den Demos und Turbulenzen. Manchmal kamen Freunde und erzählten.
Es war der Herbst nach dem Sommer 1989.
Mein Kind im Bauch wuchs weiter. Ich wurde so schwer, dass ich mich mit meinem Gewicht auf das Ende eines Holzbalkens setzen konnte, der die neue Badewanne in dem winzigen Badezimmer unter der Schräge in die Höhe hob, damit das Linolium Platz darunter fand. Hebelgesetz.
Den Dachboden gegenüber verwandelte mein Mann nach und nach in ein Kinderzimmer.
Die Grenze ist offen!
Mein Kind im Bauch wuchs auch weiter, als die Mauer fiel.
Manchmal legte ich mich nun hin. Manchmal stand ich vor dem Fernseher. Einmal weinte ich auch.
Jedenfalls erinnere ich Tränen. Einmal ging ich mit meinem dreijährigen Sohn in die “Kammerspiele”. Das war bestimmt vor Weihnachten. “Peter und der Wolf”. Schön war es. Ich passte kaum zwischen die Sitzreihen. Mein Sohn sah staunend zur Bühne.
Einmal schrieb ich ein Gedicht. Es heißt “hochgewölbt”.
hochgewölbt
vor der mauer über die mauer hinweg tränen
was machen die da mit den kindern
mein kind im bauch ist groß ich muss mich hinlegen
sie schauen auf uns und sagen wer jetzt in der ddr war, na
ich weiß nicht wo ich bin zwischen tisch und stuhl und fernseher
mein bauch unser bauch
ich freue mich darüber ach ich auch
doch warum bist du so schwer jetzt
wo die mauer fällt
mich hält es hier
alles fließt davon
mit den tränen
Es war der Herbst nach dem Sommer 1989.
Und dann begann der Winter. Es war glatt auf den Straßen. Wir fuhren vorsichtig. Auch im Nebel.
Und als die Wehen begannen, da war es Ende Januar im Jahre 1990. Am ganz frühen Morgen. Und wir gingen, mein kleiner großer Sohn und ich mit dem Riesenbauch, Hand in Hand im Schneematsch spazieren. Es war früher Abend, als ich in der Frauenklinik ankam. Die Hebamme hatte es eilig mit uns. Wir schaffen es in dieser Schicht. Ich rief nach meiner Mama. Nur drei Stunden dauerte es.
Dann warst du da!
Du warst kraftvoll und unglaublich groß. 56 cm und 4250 g. Du lagst neben mir. Gleich in meinen Armen. Dein Mund fand sofort meine Brustwarze. Ich spüre es noch jetzt. Es war unglaublich.
Ein neues, ein anderes Leben begann. Sollte wollte beginnen.
Und war doch noch wie immer auch. Mein Mann hatte gerade den Ofen gereinigt, als wir beide dann nach Hause kamen. Und der “Große” sein Brüderchen begrüßte. Es so zärtlich streichelte. Du kleines Kätzchen mit dem weichen Fellchen.
Ja.
Ich war 30 Jahre vor 30 Jahren. Im November 1989. Heute bin ich also 60.
Das ist ein Auszug aus meinem Hörbuch “ÜBERMUT TUT GUT! – Unterwegs in den Süden”, Reisetagebuch 2011-2017. Ich erzähle, wie ich “ein Kreuz ablege”, den Ort am Ätna verlasse, den ich sehr liebte und noch immer liebe, auch einen Menschen lasse, den ich mochte und noch mag. Es hat mich zuletzt beschwert und mir nicht mehr gutgetan. Das war ein Prozess von ungefähr einem Jahr. Ein Bewusstwerden, ein Gehen durch den Schmerz, denn er gehört dazu wie auch die Trauer, der Abschied.
Und dann auch das: Mit Klarheit und ohne faule Kompromisse, ja, mit Schwung gehen!
Auferstehung geschieht immer wieder neu im großen Leben, auch in meinem “Kleinen”!
Meine Erfahrungen zeigen mir, dass Auferstehung immer wieder neu geschehen darf. Ich darf es mir erlauben, aus dem Leiden, aus dem Schmerz, aus der Tiefe … heraufzukommen. Ja, ich darf und muss es tun! Das ist meine Lebendigkeit – Wandel im Innen, der bei mir sehr viel auch mit Bewegung im Außen zu tun hat – das ist
für die Lebendigkeit, die ich erlebe in der Natur: für das Licht jeden Tag, für die Sterne am Abend, für die starken Bäume, das Wasser, das fließt …, für die Jahreszeiten, die den Rhythmus angeben …
Dankbar bin ich
für das Leuchten und Lächeln, das Blau des Himmels und die Weite des Kosmos – alles gibt mir so viel Kraft und Vertrauen und dass ich keineswegs alleine bin, auch wenn ich alleine lebe
Dankbar bin ich
für die nahen Menschen und Wesen, die ich liebe und die mich lieben
Dankbar bin ich
für alle Gefühle, die ich fühlen darf: Liebe, Freude, Schmerz, Leere, Hingabe, Leidenschaft, Begeisterung, Frieden, Stille, Weite, Einsamkeit, Verletzung, Selbstzweifel, Vergebung, Freundschaft, wachsende Gelassenheit und Geduld
Dankbar bin ich
weniger zu werten, wenn ich anderen Meinungen, Gewohnheiten etc. begegne, sondern einfach zu schauen, zuzuhören, zu beobachten und das Anderssein zu lassen
Dankbar bin ich
für die Schöpferkraft im großen Leben, in mir und für die tiefen schreibenden Begegnungen mit Menschen während meiner Schreibreisen und Schreibkunsttage
Dankbar bin ich
für Berührungen mit Schreibenden, die sich selbst berühren mit ihren eigenen Worten
Dankbar bin ich
für das Schreiben mit Teilnehmerinnen in Nida / Kurische Nehrung, das einem sanften Märchen glich
Dankbar bin ich
für den Schreibspaziergang auf dem Hexenberg auf der Kurischen Nehrung; für das Schreiben an den starken Plätzen der sizilianischen Südküste (Punta Secca, Randello, Donnafugata, Modica, Camarina, Scicli …), für die stille Schreibkraft in Bremen und Fischerhude, für den Künstlerort Teplingen und die Zusammenarbeit mit meiner Malerfreundin Verena
Dankbar bin ich
für die Worte, die mich finden; für die Gedichte, die ich empfange und aufschreibe und vorlese …
Dankbar bin ich
für meine Lesungen und Vorträge – ich liebe es zu lesen und vorzutragen – ich berühre Menschen mit Worten
Dankbar bin ich
für das Wort “Sanftheit” und für das Mittagsgebet im Dom zu Bremen im Advent
Dankbar bin ich
für den Geruch meines Geburtsortes am Morgen – das Brot des Bäckers – und am Abend – der Geruch der Holzöfen und ebenso für das stille Gehen durch den Wald mit seinem Baumgeruch
Dankbar bin ich
für den fürsorglichen Satz von Beat “und manchmal brauchst du einen Windschutz …” und für den Satz eines 10-Jährigen Mädchens: “Warum nehmen Sie Ihre Bilder ab (Ausstellungsende)? Sie sind so schön!”
Dankbar bin ich
für die Anerkennung, die mir zuteil wurde und auch dafür, dass ich immer mehr fühle, dass ich “in meinem Kern” weniger davon abhängig bin – das befreit mich unglaublich und lässt mich meine Grenzen besser erkennen – vielleicht ist das ein bisschen mehr Selbstliebe
Dankbar bin ich
für meine “Poesie des Lebens” – immer mehr aus mir heraus zu sein und zu tun, weil es so in mir ist und so nach außen möchte – es schafft Verbindung
Dankbar bin ich
für die zwei Jahre gemeinsam mit meiner lieben Hündin und Wegebegleiterin Neringa und auch dafür, dass ich sie in Liebe loslassen konnte
Dankbar bin ich
dass ich mehr meiner inneren Stimme vertraue und so auch für die Fügungen in meinem Leben – auch die Hündin Neringa war letztendlich eine Fügung in einer Wandlungszeit, in der wir uns begleiten durften
Dankbar bin ich
für das Entdecken von “Porto di Ulisse” und “Scirica” an der Südküste Siziliens
Dankbar bin ich
für die Demut, die mehr und mehr in mir hochsteigt und ich erkennen darf, wo ich versagt habe und dafür um Vergebung bitte
Dankbar bin ich
für klare Entscheidungen und dass ich besser aufpasse auf mich
Dankbar bin ich
für das Buch “Sei gut zu dir” von Christa Spannbauer, das mir geschenkt wurde
Dankbar bin ich
für das Vertrauen, das mir Menschen schenken
Dankbar bin ich
für mehr schöne Einfachheit und viel Stille in meinem Leben – ich brauche weniger Materie und mehr Geist
Dankbar bin ich
dass ich Probleme und Konflikte in meinem Leben anschaue und sie mit wachsender Geduld durch schwere Zeiten hindurch auch in Leichtigkeit verwandeln kann – es geht wirklich
Dankbar bin ich für meine Neugier auf das Leben, für meinen Entdeckermut im Innen und Außen und für meine Liebe zum Leben.
Fast sieben Jahre habe ich zu ihren Füßen gelebt. Zu Füßen der Zauberin Etna, la maga. Zu Füßen des aktivsten Vulkans Europas. Und das ist keine Floskel. Ich war direkt an der Südseite des Berges, la montagna, wie die Sizilianer sagen, auf 1.300 m inmitten der fruchtbaren stillen Ätnawiesen zu Hause. Der Vulkan war direkt hinter mir. Ich begrüßte ihn jeden Morgen! Solch ein Geschenk!
Ätnaausbruch 2013
Wie ich heute Morgen in der kleinen Bar unter dem Leuchtturm von Punta Secca an der Südküste Siziliens die Rauchwolken im Fernseher sah und die glühende Lava vom Vulkan herab, da sprach mein Herz zu mir:
Wie dankbar bin ich für die Zeit, die ich am Fuße dieser Feuerkraft verbringen durfte! Wie dankbar, diese Wandlungskraft einatmen zu können. 2015 schrieb ich das Gedicht “Maga Etna”:
Maga Etna
Bist eine Zauberin mein Berg Spuckst Feuer und Asche Bläst weiße Wölkchen wie Luftballons
Ins blaue Himmelszelt
Wie dankbar bin ich, diese unglaubliche Weite zwischen dem Vulkan Ätna und dem Meer einatmen zu können. Wie dankbar, dass mich das Leben dorthin geführt hat und ich den großen großen Mut hatte, seinen Ruf anzunehmen.
Tausend Wege bin ich am Ätna alleine und mit dem Hund Rocky gelaufen.
Über Lava und Gräschen und Asche. Begegnet sind wir der weiten Natur, dem Ginster, den Kastanienbäumen, den Eichen, den alten Obstplantagen und Resten von Gartenanlagen mit den alten “Pagliaia di pietra”, meinen “Lavabienenkörben” aus dem 18. Jahrhundert, alten Zisternen … . Gemauert ohne Mörtel mit Lavasteinen. Noch heute kommt kein Regentropfen herein. Begegnet bin ich der größten und weitesten Stille meines Lebens, die mir neues Leben einhauchte. Ich erlebte dort wirklich heiße Sommer. Und war im Winter eingeschneit. Ich sammelte Maroni, erntete Mandeln, bereitete Carcioffi – oh ich liebe sie die Artischocken. Ich sammelte Holz für den Ofen und ich half meinem Freund Santo die Zisterne zu säubern. Ich erntete meine ersten Feigen. Es war wie ein Wunder! Und nicht nur das:
Der Ätna war mein Ashram und mit dem immer unten sichtbaren Meer mein Schöpferquell. Wie Phönix aus der Asche erlebte ich eine Wiedergeburt und entdeckte die Poesie meines Lebens!
Ich habe die Götter spazieren gehen sehen, bin Proserpina und Plutone begegnet und Empedokles auch und Vulcanos hörte ich über 20 mal auf den Amboss hauen und dann sprühten die Funken aus dem Berg. Die Mythologie erzählt, dass die einäugigen Riesen ihm helfen. Polyphemos, der von Odysseus geblendet. Ich sah ih stehen an der Ostküste bei Aci Trezza. Für mich ist er der weise Hüter der Küste dieser so alten und oft gebeutelten Insel.
Und ich wurde Lavasteinherzfinderin. Ich entdeckte eine neue andere Liebe:
LEBENSLIEBE!
Ich schrieb und schrieb und schrieb, die Wörter fielen in mich. Ich lernte im Handumdrehen italienisch. Ich machte tausende Fotos, erstmals in meinem Leben.
Mögen die Urkräfte anhalten und die Menschen an die natürlichen Kräfte und den natürlichen Rhyth
mus erinnern. Mögen sie die Menschen auch verschonen. Oder bricht die Zeit der Zyklopen wieder an? Wer weiß das schon. Ich spreche heute mein Gebet für den Ätna.
Hier hört man hinein in mein Hörbuch “Übermut tut gut”, das so viel vom Vulkan Ätna erzählt!
Und: Kommen Sie doch einfach mal mit zu einer besonderen Schreibreise nach Sizilien:
Sizilien und sich selbst entdecken – Die ureigenen Worte wecken! Lesen Sie gerne mehr dazu.
Das folgende Feedback kommt von einer jungen Frau, einer Ärztin, die ihren 40. Geburtstag im Mai 2018 unterwegs auf Sizilien am Meer feierte. Vier Tage begleitete ich sie schreibend in Punta Secca, Randello, Kamarina, Caucana, Donnafugata. Eine Einzelbegleitung
für Menschen, die wahrhaft Wandlung wagen und sich spüren möchten
für Menschen, die noch Angst spüren vor dem Neuen, Offenen und gleichzeitig Sehnsucht danach haben
für Menschen, die für Übergänge (ob beruflich, privat) eine hilfreiche ganzheitliche und kreative Begleitung wünschen
für Menschen, die das Abenteuerliche lieben: im Innen und Außen
für Menschen, die sich schreibend entdecken und wachsen möchten
Mein Angebot: WANDLUNG WAGEN – Gehe auf die Reise zu dir!
Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu sich selbst.
“Du zeigst, wie man Wandel leben kann! (das Feedback)
Ich bin hierher gekommen und wusste nicht, was geschieht. Was auf mich zukommt …
Ich habe eine tiefe Berührung erfahren – ich habe mich selbst hier so sehr spüren können, habe einen offenen Zugang zu mir gewonnen!
Deine Verbindung zu mir:
Du hast mit deiner Begleitung eine unglaubliche Gabe, im Reisen nach außen die Reise zu sich selbst zu machen!
Im Alltag bin ich abgelenkt von mir, entferne mich immer wieder von mir … – es passiert so oft!
Mit den Themen, die du vorgibst, mit deiner intuitiven und hellfühligen Art und Gabe, geht man tief auf eine tiefe Reise.
Man nimmt die Impulse auf oder spürt selbst, was einen öffnet – das ist sehr heilsam.
Auch dass du mich zum Schreiben hinbewegst – mit Atem- und Körperübungen, das ist achtsam und fein.
Ich bekomme das Gefühl: ES GEHT NUR UM MICH!
DU HAST EIN UNGLAUBLICHES GESPÜR FÜR INNERE PROZESSE.
(Ja, ich bin auch Biografieforscherin und Biografin)
DU ZEIGST, WIE MAN WANDEL LEBEN KANN.
ES IST ECHT, WAS DU ZEIGST, WEIL DU ES LEBST!
DU TRÄGST DIE ELEMENTE IN DIR!
DU ZEIGST AUF, DASS POLARITÄT ZUSAMMENGEHÖRT.
EHRLICH GESAGT, WAR DIESE REISE EINE WIEDERGEBURT!
DAS SEIN AM MEER BIETET ÖFFNUNGSMÖGLICHKEITEN.
Eine Kostbarkeit für Menschen mit hoher Sensitivität, die Öffnung suchen. Freude, Leichtigkeit und Wohligkeit entfalten sich. Entspannung.
Totale Öffnung …
Ich bin in die Freiheit gegangen und habe mich hineingeschrieben!
Es ist auch eine Erweckung des Herzens – das seelische Potential wird erfasst.
ES GEHT NUR UM DICH! – GEHE AUF DIE REISE ZU DIR SELBST Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu sich selbst!”
Fragen Sie sehr gerne nach.
Diese besondere Schreibbegleitung für Einzelpersonen auf Sizilien (und an ausgewählten anderen Kraftorten) sind ab 3-7 Tage buchbar.
WANDLUNG WAGEN – Gehe auf die Reise zu dir selbst! Aus der Enge ins Offene – Schreibend zu dir.
Impressionen zu den Schreibkunsttagen in Bremen & Fischerhude
Mein Herbstblatt
Kranichschrei
Wolkenhimmel, klarstes Blau
feine Kälte, Atemhauch
Blätterwirbel im Hümme Wasser
HerbstSONNtag in Fischerhude
Blondes Mädchen ein Rondell
blondes Mädchen im roten Kleid
da sitzt du, an den Birkenstamm gelehnt
du träumst
blondes Mädchen im roten Kleid
dunkel das Wasser
doch hell der Horizont
blondes Mädchen im roten Kleid
da sitzt du, an den Birkenstamm gelehnt
Gelber Mantel HAIKU
leise Stimmen dort
ein gelber Mantel leuchtet
Efeu umrankt den Baum
Mit dem Hiersein als einer Seite des Seins, wie der Mystiker Rilke es ausdrückt, erlebten wir zwei Schöpfertage. Jetzt, im November, dem Monat, wo Tod und Leben sich so nahe. Ende und Anfang. Dann den “Bremer Stadtmusikanten” auch. Wir gingen zum 1. Museum für eine Künstlerin in der Welt, zum 1927 begründeten “Paula Modersohn-Becker” Museum